IS bekennt sich zum Blutbad
Mehr als 90 Tote bei Autobomben-Anschlag in Bagdad

Bei einer Anschlagserie in Bagdad sind am Mittwoch mehr als 90 Menschen getötet worden. Allein bei einem Autobombenanschlag im schiitischen Stadtteil Sadr City starben mehr als 60 Menschen. Zu den Taten bekannte sich die IS-Miliz.
Publiziert: 11.05.2016 um 12:42 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 16:53 Uhr
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Der Sprengsatz detonierte auf einem belebten Markt.
Foto: AP

Eine Autobombe hat heute im Osten der irakischen Hauptstadt Bagdad mindestens 64 Menschen getötet. Bei dem Anschlag auf einen belebten Markt im vor allem von Schiiten bewohnten Stadtteil Sadr City wurden laut Polizei zudem mindestens 80 Menschen verletzt. Umliegende Geschäfte gerieten in Brand, überall lagen Trümmer verstreut, auch das ausgebrannte Auto des Attentäters stand auf der Strasse.

Umliegende Geschäfte gerieten in Brand, überall lagen Trümmer verstreut, auch das ausgebrannte Auto des Attentäters stand auf der Strasse. Aus Furcht vor weiteren Anschlägen sperrten Sicherheitskräfte zahlreiche Strassen.

Am Nachmittag explodierte eine weitere Autobombe im schiitischen Stadtteil Kadhimija im Nordwesten der Hauptstadt, der wie Sadr City schon mehrfach Ziel von Anschlägen war. Mindestens 17 Menschen wurden getötet, darunter nach Spitalangaben auch mehrere Sicherheitskräfte.

Die dritte Autobombe explodierte im Viertel Dschamea im Westen Bagdads, wo neben vielen Schiiten auch Sunniten leben. Dort wurden nach Angaben von Rettungskräften mindestens 13 Menschen getötet. Rund 150 Menschen wurden bei der Anschlagserie verletzt.

Kritik an Regierung

Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) erklärte, einer ihrer Kämpfer namens Abu Sulaiman al-Ansari habe den Selbstmordanschlag in Sadr City verübt. Auch die beiden anderen Bomben seien von IS-Kämpfern gezündet worden.

Das Ziel seien Kämpfer schiitischer Milizen gewesen. Diese sind mit Regierungstruppen verbündet. Die Botschaft des IS konnte zunächst nicht unabhängig überprüft werden.

«Der Staat wird von einem Konflikt beherrscht, und die Menschen sind die Opfer», rief ein Mann. «Die Politiker stecken hinter der Explosion.» Auch ein anderer Mann machte die Staatsführung für die «Bombenangriffe auf Zivilisten» verantwortlich und forderte die Regierung zum Rücktritt auf.

Die sunnitische IS-Miliz erklärte, einer ihrer Kämpfer habe den Selbstmordanschlag verübt. Das Ziel seien Kämpfer schiitischer Milizen gewesen. Diese sind mit Regierungstruppen verbündet.

Die IS-Miliz hatte im Jahr 2014 weite Teile des Iraks überrannt. Die irakischen Streitkräfte hatten zuletzt mehrere Gebiete von der IS-Miliz zurückerobert. Die Dschihadisten kontrollieren aber noch immer weite Regionen im Westen des Landes. Auch gelingt es ihnen immer wieder, Attentate in Gebieten zu verüben, die von der Regierung kontrolliert werden.

Seit Monaten Konflikte

Der Irak ist seit Monaten politisch nahezu blockiert. Angesichts von Massenprotesten und immer lauteren Reformforderungen versucht Ministerpräsident Haider al-Abadi seit Wochen, sein Regierungsteam durch ein neues Kabinett aus Fachleuten zu ersetzen, die nicht nach konfessionellen oder parteilichen Kriterien ausgewählt werden. 

Dem widersetzen sich diverse Oppositionsparteien. Tausende Anhänger des schiitischen Würdenträgers Moktada Sadr organisierten wiederholt Kundgebungen am Parlament in Bagdad. (SDA)

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