Bei einem Doppelanschlag nahe einem Schiiten-Heiligtum in der syrischen Hauptstadt Damaskus sind heute mindestens 60 Menschen getötet worden. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannte sich zu den Attentaten.
Unter den Opfern seien 25 Kämpfer einer regimetreuen Schiiten-Miliz sowie Zivilisten, berichtete die der Opposition nahestehende Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte. Dutzende weitere Menschen seien zum Teil schwer verletzt worden, es sei damit zu rechnen, dass die Zahl der Opfer noch steige.
Auch das staatliche Fernsehen berichtete von mindestens 45 Todesopfern. Damaskus wird grösstenteils von Regimetruppen kontrolliert.
Ziel der Selbstmordattentäter im Stadtteil Sajeda Seinab sei ein Bus mit schiitischen Milizkämpfern gewesen, sagte der Chef der Beobachtungsstelle, Rami Abdulrahman.
In die Luft gesprengt, als Rettungskräfte eintrafen
Nach einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur Sana wurde an einem Kontrollpunkt im Schiitenbezirk Sajeda Sainab zunächst eine Autobombe gezündet. Als dann Rettungskräfte Opfern zu Hilfe kamen, hätten sich zwei Selbstmordattentäter in die Luft gesprengt.
Eine unabhängige Bestätigung der Angaben ist nicht möglich. Die Beobachtungsstelle mit Sitz in Grossbritannien bezieht ihre Informationen jedoch aus einem dichten Netz an Informanten in Syrien. Sie gelten als gut informiert und zuverlässig.
Der Chefunterhändler der Regierungsdelegation bei den Friedensverhandlungen in Genf, Baschar Dschaafari, sagte, die Anschläge zeigten einmal mehr, das es eine Verbindung zwischen der von Saudi-Arabien finanzierten islamischen Opposition und dem Terrorismus gebe.
Der IS hatte sich in einer zunächst nicht überprüfbaren Botschaft im Internet zum Attentat bekannt. Bei zwei Einsätzen sei die wichtigste Hochburg der schiitischen Milizen in Damaskus getroffen worden, hiess es bei der Nachrichtenagentur Amak, die den IS unterstützt.
Auch die Beobachtungsstelle berichtete, der Angriff sei von zwei IS-Mitgliedern ausgeführt worden. Die Terrormiliz sieht in Muslimen schiitischer Glaubensrichtung Abtrünnige vom «wahren Glauben».
Bereits in Vergangenheit Schauplatz heftiger Kämpfe
Im Stadtteil Sajeda Sainabsind zahlreiche schiitische Milizen aus dem Libanon, dem Irak und dem Iran aktiv, die an der Seite der Regierung die sunnitischen Dschihadisten in Syrien bekämpfen. Dort befindet sich der Schrein der Tochter des Mohammed-Cousins Ali ibn Abi Taleb, den die Schiiten als rechtmässigen Nachfolger des Propheten erachten. Das Heiligtum ist eine Pilgerstätte für Schiiten aus aller Welt.
Der Nachfolge-Streit ist der Grund für die Spaltung des Islam in Schiiten und Sunniten. In den ersten Jahren des syrischen Bürgerkrieges war Sajeda Seinab Schauplatz heftiger Kämpfe. Diese liessen nach, seit die syrische Armee und Schiiten-Milizen unter Führung der libanesischen Hisbollah den Stadtteil absichern. (SDA)