Am Donnerstag wurde in Indien eine dreistündige Sonnenfinsternis beobachtet. Eltern im Bundesstaat Karnataka hatten bereits eine grosse Grube voller Kuhmist angelegt. Bis zum Hals begruben sie ihre Kinder darin. Ein eingegrabenes Mädchen weinte. Sie hatte Angst. Zärtlich wischte ihr ihre Mutter die Tränen ab und redete ihr gut zu.
Der Grund: Die Eltern sind überzeugt, dass ihre körperlich behinderten Kinder mit diesem Ritual geheilt werden, während sich am Himmel ein seltenes Ereignis abspielt. Gleich sechs Kinder wurden so begraben, wie die «Times of India» berichtet, darunter die dreijährige Sanjana, fünfjährige Puja und der elfjährige Kaveri.
Die Eltern machten dies auf Vorschlag der Dorfältesten. Kühe und ihr Dung gelten als heilig, die Kinder würden so «normal» und «geheilt». Progressiver denkende Inder hatten von dem Ritual gehört und eilten ins Dorf. Sie brachten die drei Kinder sofort ins lokale Krankenhaus zur Untersuchung.
Arzt offeriert Hilfe
Jetzt hat sich auch ein Arzt gemeldet und anerboten, die Kinder kostenlos zu operieren. Die dreijährige Sanjana kann nicht richtig stehen, doch sie sei noch zu jung und müsse auf eine Operation warten.
Puja, 5, leidet an einer Behinderung an der rechten Hand. Kaveri, 11, hat einen nach innen gedrehten Fuss. Der Orthopäde Dr. S. Kamareddy will sich ihnen offenbar annehmen.
Inzwischen befinden die drei Kinder in Obhut der Behörden. Über das Schicksal der drei anderen Kinder, die in Nachbardörfern begraben wurden, ist zunächst nichts bekannt. (kes)