Da soll noch einer sagen, dass Schach langweilig sei. In der Szene schlägt gerade eine irre Geschichte Wellen. Der Grund: Weltmeister Magnus Carlsen (31) wurde beim Sinquefield Cup in St. Louis im US-Bundesstaat Missouri, Preisgeld knapp 500'000 Franken, geschlagen. Hans Niemann (19) gelang bei der Partie das scheinbar Unmögliche. Der Amerikaner schlug den Norweger.
Während einige den Sieg des 19-Jährigen feierten, kamen bei anderen schnell Zweifel auf. Ging alles mit rechten Dingen zu? Einige wittern Betrug. Niemann habe nicht auf ehrliche Weise gewinnen können.
Befeuert werden die Gerüchte durch Carlsen selbst. Der zog sich vorzeitig aus dem Turnier zurück und hinterliess einen ominösen Tweet. Er schrieb: «Ich habe mich aus dem Turnier zurückgezogen. Ich habe es immer genossen, im Schach-Club von St. Louis zu spielen und hoffe, in Zukunft wieder dabei zu sein.»
Dazu veröffentlichte er ein Video, auf dem zu sehen ist, wie Fussball-Trainer José Mourinho (59) im Interview sagt: «Wenn ich etwas sage, bin ich in grossen Schwierigkeiten. Und ich möchte keine Probleme kriegen.»
«Das macht er einfach nicht. Er ist der ultimative Wettkämpfer»
Schach-Fans vermuten nun, dass Carlsen andeutet, Niemann habe betrogen. Er wisse zwar, wie er das angestellt hat, könne aber nichts dazu sagen. Dass etwas nicht stimmt, ist für den Grossmeister und Schach-Streamer Hikaru Nakamura (34) ganz klar.
Er kennt Carlsen gut, hat oft gegen ihn gespielt. Einfach das Turnier vorzeitig zu verlassen, sei sehr ungewöhnlich. «Magnus würde so etwas in einer Million Jahren nicht tun», sagte Nakamura nach dem Vorfall, wie der «Guardian» berichtet. «Das macht er einfach nicht. Er ist der ultimative Wettkämpfer, er ist ein Weltmeister.»
In der Schach-Szene wird nun überlegt, wie Niemann wohl betrogen hat. Denn: Während der Partie gab es keinerlei Anzeichen. Wie soll der 19-Jährige das also angestellt haben?
Musk lacht über Sex-Spielzeug-Theorie
Eric Hansen (30) und Aman Hambleton (29), zwei Grossmeister aus Kanada, haben dazu eine irre Theorie: Sie vermuten Analperlen. Das Sex-Spielzeug soll für den Schach-Betrug missbraucht worden sein. Damit soll der junge Amerikaner in den entscheidenden Momenten Hilfe bekommen haben, um die richtigen Züge gegen Carlsen zu wählen, wie die «Bild» berichtet.
Analperlen – eine Reihe von miteinander verbundenen Kugeln – werden anal eingeführt und lösen dann per Fernsteuerung Vibrationen aus. Mit diesen, so die abenteuerliche Vermutung, könnte eine andere Person Niemann angezeigt haben, welche Spielzüge er als Nächstes ausführen solle.
Selbst Tesla-Chef Elon Musk (51) hat sich eingeschaltet. Der Tausendsassa scheint fasziniert von dieser Vorstellung, dass Analperlen im Spiel waren. Auf Twitter ergänzte er ein Zitat des deutschen Philosophen Arthur Schopenhauer (1788-1860) und schrieb: «Talent trifft ein Ziel, das niemand sonst treffen kann, Genie trifft ein Ziel, das niemand sehen kann (weil es im Hintern steckt)». Mittlerweile hat Musk seinen Tweet aber wieder gelöscht.
«Ich bin hier, um zu gewinnen, und das ist mein Ziel, egal wie»
Was Niemann besonders verdächtig macht: Er hat schon früher geschummelt. Als Jugendlicher habe er bei Online-Schachpartien die Hilfe des Computers in Anspruch genommen und so gewonnen, gestand der Amerikaner unlängst. Er beteuerte aber, dass er so etwas nie mehr tun werde. Er sei jetzt sauber.
Umso wütender reagiert der Carlsen-Besieger nun auf die Anschuldigungen. Er habe nicht betrogen und werde das in Zukunft auch beweisen. Wenn seine Kritiker darauf bestünden, dass er sich vor der nächsten Partie nackt ausziehe, werde er das tun, sagte Niemann gemäss «Guardian». Er würde selbst in einer geschlossenen Box spielen, um sein Können zu beweisen. «Ich bin hier, um zu gewinnen, und das ist mein Ziel, egal wie.» (jmh)