Irak
US-geführte Luftschläge töten vermutlich viele Zivilisten in Mossul

Mossul – In der nordirakischen IS-Hochburg Mossul sind in den vergangenen Tagen viele Zivilpersonen wahrscheinlich bei US-geführten Luftangriffen getötet worden. Der hohe Blutzoll bewog die irakischen Einheiten, ihre Offensive auf Mossul zu unterbrechen.
Publiziert: 25.03.2017 um 18:02 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 23:15 Uhr
Anwohner bergen Leichen aus den Trümmern einer Strasse in Mossul.
Foto: KEYSTONE/AP/FELIPE DANA

«Zurzeit finden keine Kampfeinsätze statt», sagte ein Sprecher der Polizeikräfte am Samstag. Dutzende Tote lägen unter Trümmern begraben, sagte der Vorsitzende des Provinzrates von Ninive, Baschkar al-Kiki, am Samstag.

Der Gouverneur der Provinz, Nawfal Hammadi, sprach von mehr als 130 Toten. Auch die UNO ging von einer hohen Zahl von Toten aus. Das irakische Militär wollte seine Vormarschpläne für die Rückeroberung Mossuls überarbeiten.

Die US-geführte Koalition im Irak räumte Luftangriffe auf West-Mossul ein, wo in den vergangenen Tagen Dutzende Zivilpersonen getötet worden sein sollen. Eine erste Überprüfung der Angriffsdaten deute darauf hin, dass die Koalition am 17. März auf Wunsch der irakischen Streitkräfte Kämpfer und Ausrüstung der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) an einem Ort getroffen habe, der mit den Angaben zu zivilen Opfern übereinstimme, erklärte das Bündnis am Samstag.

Anfang des Monats hatte die Koalition bereits mitgeteilt, dass es «eher wahrscheinlich als unwahrscheinlich» sei, dass «mindestens 220 Zivilisten unbeabsichtigt bei Angriffen der Koalition getötet» worden seien. Weitere Vorfälle würden noch geprüft.

Das Ministerium für Migration und Vertriebene in Bagdad teilte mit, seit dem Beginn des Sturms auf den Westteil Mossuls seien mehr als 200'000 Menschen aus der Stadt geflüchtet.

In der heftig umkämpften Metropole sitzen nach Angaben der UNO aber noch rund 400'000 Zivilisten fest. Aus Angst vor Heckenschützen der IS-Terrormiliz würden viele Menschen nicht flüchten. Regierungstruppen haben mit Unterstützung von US-Luftangriffen bereits den Osten der Stadt und über die Hälfte des Westens unter Kontrolle gebracht.

Der Vormarsch der Regierungstruppen steckt allerdings in den engen Strassen der Altstadt fest. «Es ist an der Zeit, neue Offensivpläne und Taktiken zu erwägen», sagte der Sprecher der Sicherheitskräfte vor Ort.

Es müsse sichergestellt werden, dass die Vertreibung des IS nicht zu unerwünscht hohen Opferzahlen unter der Bevölkerung führe. Nötig seien «chirurgisch präzise» Operationen gegen die IS-Kämpfer.

Am Freitag hatte US-Brigadegeneral John Richardson der Nachrichtenagentur Reuters gesagt, überlegt werde unter anderem, die Altstadt vom Rest der Stadt zu isolieren. Die UNO-Koordinatorin für humanitäre Hilfe im Irak, Lise Grande, erklärte, die UNO sei wegen der zivilen Verluste sehr besorgt.

Mossul ist von irakischen Regierungstruppen und unterstützenden Kampfeinheiten umzingelt. Die von den USA angeführte Koalition will die Terrormiliz IS aus der Grossstadt vertreiben, die dort seit 2014 ihre Hochburg im Irak hat.

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