«Unsere Sicherheitskräfte kontrollieren die Stadt bis auf einen kleinen Teil», sagte Abadi. Ein hoher irakischer Offizier erklärte, rund 90 Prozent Falludschas seien unter Kontrolle gebracht worden.
Die IS-Terrormiliz gerät im Irak immer stärker unter Druck. Rund vier Wochen nach dem Beginn einer Offensive auf Falludscha stiessen Regierungskräfte in das Zentrum der IS-Hochburg vor. Dort konnten sie unter anderem den Hauptregierungskomplex und das Spital zurückerobern, wie ein hochrangiger Armeekommandant am Freitag erklärte.
Iraks Armee, Polizeikräfte und Milizen hatten die Offensive auf Falludscha im Mai begonnen. Die US-geführte internationale Koalition unterstützte die Operation gegen den IS mit Luftangriffen.
Die Stadt in der Provinz Al-Anbar rund 70 Kilometer westlich von Bagdad ist neben Mossul wichtigste Hochburg der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Land und war im Januar 2014 an die sunnitischen Extremisten gefallen. Falludscha liegt an einer wichtigen Verbindungsroute unter anderem nach Syrien und hat deshalb eine hohe strategische Bedeutung.
Der Verlust der vor allem von Sunniten bewohnten Stadt ist für den IS ein weiterer Rückschlag. Sie hatte bereits die naheliegende Provinzhauptstadt Ramadi und die Stadt Tikrit wieder verloren.
Das letzte Stück des Vormarschs der Regierungskräfte auf Falludscha war schwierig, unter anderem weil die Extremisten Strassen und Gebäude mit zahlreichen Sprengfallen versehen hatten. Sie benutzten ausserdem Zivilisten als Schutzschilde, wie es aus Militärkreisen hiess.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass sich noch etwas weniger als 40'000 Einwohner in der Stadt aufhalten. Sie erhielten seit über einem Jahr keine Hilfe. Etwa gleich viele Personen flohen seit Mai wegen der Kämpfe.
Die WHO möchte nun bei den geflohenen Kindern bis 15 Jahre eine breite Impfkampagne starten. Viele Kinder hätten in ihren ersten Lebensjahren noch keinerlei Impfungen erhalten, teilte WHO-Regionaldirektor Ala Alwan am Freitag aus der umkämpften Gegend per Videoschaltung mit.
Es grassierten diverse Krankheiten, darunter Durchfall- und Hauterkrankungen. Die Gesundheitszentren seien zerstört worden, könnten aber in drei bis vier Wochen wieder instand gesetzt werden, falls die dazu nötigen Mittel vorhanden seien. Zwei Zentren seien mittlerweile wieder im Einsatz.
Die Offensive der Regierungskräfte auf Falludscha verschärfte die Spannungen zwischen Schiiten und Sunniten im Land. An der Operation im sunnitischen Kernland des Iraks sind auch mehrere berüchtigte schiitische Milizen beteiligt. Sunnitische Politiker und Menschenrechtler warfen ihnen in den vergangenen Tagen Vergeltungsakte gegen Sunniten im Umland von Falludscha vor.