Irak-Wahl
Schiitenprediger Al-Sadr liegt vor Premier Al-Abadi

Bagdad – Iraks Ministerpräsident Al-Abadi warb mit dem Sieg über die Terrormiliz IS unter seiner Führung. Zur Wiederwahl reicht es aber womöglich trotzdem nicht - erste Ergebnisse sehen einen Widersacher vorne.
Publiziert: 14.05.2018 um 23:33 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 11:46 Uhr
Iraks Ministerpräsident Haidar al-Abadi droht bei der Parlamentswahl im Irak eine Niederlage. (Archivbild)
Foto: KEYSTONE/AP/SHIZUO KAMBAYASHI

Dem irakischen Regierungschef Haidar al-Abadi droht bei der Parlamentswahl im Irak eine Niederlage gegen den schiitischen Geistlichen Muktada al-Sadr. Der Prediger liegt nach ersten Ergebnissen überraschend vorn.

Letzte Auszählungen stehen noch aus

Seine Liste Sairun kommt in sechs von bislang 16 ausgezählten Provinzen auf den ersten Platz, darunter in der Hauptstadt Bagdad, wie die irakische Wahlkommission am Sonntagabend mitteilte. Ein Erfolg zeichnete sich auch für ein Bündnis ab, das eng mit den schiitischen Milizen verbunden ist und gute Beziehungen zum Iran hat.

Die «Koalition des Sieges» des schiitischen Premiers Al-Abadi, dem Wunschkandidat des Westens, erreichte dagegen in keiner der ausgezählten Provinzen einen der ersten beiden Plätze. Die restlichen Ergebnisse und die Verteilung der 329 Sitze im Parlament wurden jedoch noch nicht bekannt gegeben.

Noch nicht eingerechnet in die amtlichen Teilergebnisse waren die Stimmen von Sicherheitskräften, Auslandsirakern und Flüchtlingen - sie könnten das Blatt durchaus noch wenden. Aussagen über die endgültige Zusammensetzung des Parlaments sind wegen des komplexen Wahlsystems ohnehin bis zuletzt schwierig.

Niedrige Wahlbeteiligung

Die Iraker hatten am Samstag erstmals seit dem Sieg gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Dezember ein neues Parlament gewählt. Die Wahlbeteiligung erreichte mit 44,5 Prozent ein historisches Tief: Es war die niedrigste seit der ersten freien Wahl nach dem Sturz von Langzeitherrscher Saddam Hussein im Jahr 2003.

Beobachter machten dafür eine weit verbreitete Politikverdrossenheit verantwortlich. Vor vier Jahren hatte die Beteiligung rund 60 Prozent erreicht.

Kontroverse Figur Al-Sadr

Der 44 Jahre alte Al-Sadr, Sohn eines hohen schiitischen Geistlichen, gilt als kontroverse Figur. Nach Saddams Husseins Sturz bekämpfte seine Mahdi-Armee die US-Besatzungstruppen mit Gewalt. In den vergangenen Jahren wandelte er sich zu einem der schärfsten Kritiker des politischen Establishments.

Er wehrt sich gegen den starken iranischen Einfluss auf die Politik im Irak. Vor zwei Jahren stürmten seine Anhänger das Parlament in der schwer geschützten Grünen Zone. Al-Sadr hat vor allem in den armen Regionen des Iraks viele Anhänger. Für die Wahl ging er ein Bündnis mit den Kommunisten ein.

Die Liste von Al-Sadr liegt insbesondere in Bagdad deutlich vorn. In der Hauptstadt wird mit Abstand die grösste Zahl an Sitzen im Parlament vergeben. Die eng mit den Schiitenmilizen verbundene Liste des Politikers Hadi al-Amiri kommt ebenfalls in vier Provinzen auf Platz eins, darunter in der Grossstadt Basra im Süden des Iraks. Die Milizen gelten als verlängerter Arm des Irans.

Wunschkandidat des Westens kann nicht punkten

Al-Abadi hatte im Wahlkampf mit dem Sieg gegen die IS-Miliz unter seiner Führung geworben. Der 66-Jährige versprach zudem, sich für einen Ausgleich zwischen der Mehrheit der Schiiten und der Minderheit der Sunniten einzusetzen. Viele Sunniten fühlen sich diskriminiert. Der Regierungschef ist seit fast vier Jahren im Amt.

Al-Abadi hatte im Dezember den militärischen Sieg über die IS-Miliz erklärt. Grosse Teile des Iraks sind zerstört. Der Wiederaufbau kommt nur langsam voran. Laut der er Weltbank werden dafür in den nächsten Jahren rund 88 Milliarden Dollar benötigt. Nach Uno-Angaben sind zudem noch immer mehr als zwei Millionen Menschen im Land vertrieben. Auch IS-Zellen sind weiterhin aktiv. (SDA)

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