Irak
Der Exodus aus den IS-Gebieten um Mossul hat begonnen

Bagdad – Sie kommen in Gruppen zu Fuss, zusammengepfercht auf Lastwagen-Ladeflächen und einige wenige mit dem Auto: Immer mehr Menschen fliehen aus den von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) besetzten Gebieten in und um die Grossstadt Mossul im Irak.
Publiziert: 26.10.2016 um 17:13 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 22:20 Uhr
Zivilisten verlassen ihre Häuser wegen der vorrückenden Truppen.
Foto: KEYSTONE/AP/KHALID MOHAMMED

Je näher die irakischen Streitkräfte und die kurdischen Peschmerga-Einheiten an Mossul heranrücken, wo tausende IS-Kämpfer erbitterten Widerstand leisten und laut UNO auch Gräueltaten an Zivilisten verüben, desto mehr Menschen wollen sich in Sicherheit bringen.

Fast 9000 Flüchtlinge zählte das UNO-Flüchtlingswerk seit Beginn der Militäroperation am 17. Oktober bis Mittwoch. Davon wurde mehr als ein Drittel allein am Dienstag registriert. Mehrere Zeltlager mit Platz für 150'000 Menschen werden deshalb vorsorglich errichtet.

Die Zahl der Flüchtlinge könnte schnell in die Hunderttausenden gehen. Es kommen nicht nur Menschen aus der Metropole Mossul mit ihren rund 1,5 Millionen Einwohnern, sondern auch Bewohner anderer vom IS besetzter Gebiete.

Die Türkei möchte bei der Offensive gegen die irakische IS-Hochburg Mossul mehr mitbestimmen und sich in der Region positionieren. Die internationale Anti-IS-Koalition stellt sich auf die Seite des Iraks - und verpasst Ankara nun einen Dämpfer.

Die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen sagte am Mittwoch im ZDF-«Morgenmagazin», die Souveränität anderer Staaten müsse respektiert werden. Darüber sei sich die Koalition gegen den IS, die sich am Dienstag in Paris ohne Türken und Iraker getroffen hatte, einig gewesen.

Mit der Türkei werde «unmissverständlich» geredet, sagte von der Leyen. Der Irak fordert vehement den Abzug türkischer Soldaten, was Ankara jedoch ablehnt. Die Türkei gehöre zur Anti-IS-Koalition und müsse sich an die Regeln halten, betonte die Ministerin.

Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan will das Engagement seines Landes im Irak trotz internationaler Appelle nicht herunterfahren. «Wir können unsere Brüder in Kirkuk und Mossul nicht alleine lassen», sagte Erdogan am Mittwoch vor Ortsvorstehern im Präsidentenpalast in Ankara.

Die Türkei werde es nicht zulassen, dass der Irak «in einen Glaubenskrieg gestossen wird». Erdogan betonte: «Die Türkei wird auf jeden Fall bei jeder Entwicklung im Irak und in Syrien eine Rolle spielen.» In Nordsyrien würden türkische Truppen weiter auf die vom IS gehaltene Stadt Al-Bab vorrücken.

Ein hoher Kommandant der kurdischen Peschmerga bestätigte Angriffe der türkischen Armee auf IS-Kämpfer im Nordirak. Türkische Artillerie und Panzer hätten den IS in den vergangenen Tagen auf Bitten der Peschmerga an der Front um den Ort Baschika beschossen, sagte Generalmajor Nureddin Hussein Herki .«Wir haben den Türken die Ziele gegeben und sie haben gefeuert», erklärte Herki. Die Angriffe seien «sehr, sehr präzise» gewesen.

Nach einer Rückeroberung Mossuls müssten als erster Schritt Stabilisierungsmassnahmen wie die Versorgung der Bevölkerung mit Wasser und Elektrizität beginnen, sagte von der Leyen. Als zweiter Schritt stehe die Einheit des Iraks im Mittelpunkt. Die verschiedenen Glaubensrichtungen müssten dabei zusammenstehen, um Hilfe für das Land von Aussen zu bekommen. Die Anforderung an den Irak sei dabei klar: «Wir stehen an eurer Seite, aber ihr müsst zusammenhalten.»

Die internationale Anti-IS-Koalition bereitet derzeit auch die Befreiung der syrischen IS-Hochburg Al-Rakka vor. Dort solle die Offensive ähnlich wie in Mossul ablaufen. Lokale Truppen bekämen Unterstützung aus der Luft, erklärte von der Leyen. «Das war das Richtige im Irak, und das ist auch das Ziel für Rakka.»

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