Internationaler Gipfel soll die Moldau stärken
Ein kleines Land, bedroht von Putin

Um Kreml-Chef Putin die Stirn zu bieten, findet am Donnerstag in Moldau ein besonderer Gipfel statt. 47 Länder werden zusammenkommen. Ort und Zeit sind kein Zufall. Moldau ist der direkte Nachbar der Ukraine.
Publiziert: 31.05.2023 um 10:58 Uhr
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Aktualisiert: 31.05.2023 um 15:31 Uhr
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Kreml-Chef Wladimir Putin führt gegen die Ukraine Krieg. Seit mehr als einem Jahr kämpfen seine Truppen in dem Land.
Foto: keystone-sda.ch

Die Europäische Politische Gemeinschaft (European Political Community, EPC) trifft sich am Donnerstag in Moldau zu ihrem zweiten Gipfel, nach einer Gründungsveranstaltung in Prag im Oktober. Erwartet werden die Spitzen von 47 Ländern und der EU-Institutionen, darunter auch die Schweiz. Das Forum war in Reaktion auf den russischen Angriffskrieg in der Ukraine entstanden.

Aus dem Nachbarland der Ukraine soll ein Zeichen an den russischen Präsidenten Wladimir Putin (70) ausgehen: Hände weg von Moldau! Die frühere Sowjetrepublik ist nicht erst seit dem Krieg Übergriffen aus Moskau ausgesetzt. Die Staats- und Regierungschefs werden sich auf Schloss Mimi treffen, einem Weingut in der Republik Moldau nahe der Hauptstadt Chisinau.

Unter dem Motto «Moldau ist nicht allein» soll ein gemeinsames europäisches Zeichen gegen versuchte russische Einflussnahme gesetzt werden, die das Land zwischen der Ukraine und dem EU-Mitglied Rumänien zuletzt zu destabilisieren drohte.

Die kleine Ex-Sowjetrepublik ist eines der am wenigsten bereisten Länder Europas, kämpft mit einem erstarrten Konflikt um eine abtrünnige Kleinst-Region und ist bekannt für seine Weinindustrie und seine orthodoxen Klöster. Drei wissenswerte Aspekte über eines der unbekanntesten Länder Europas.

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Zwischen Russland und Europa

Das kleine Moldau hat 2,6 Millionen Einwohner und liegt zwischen Rumänien und der Ukraine. Die demokratisch regierte Republik entspricht in Grösse und Einwohnerzahl in etwa dem deutschen Bundesland Brandenburg. Die Amtssprache ist Rumänisch, Russisch ist ebenfalls weit verbreitet. Die Minderheit der Gagausen spricht eine Turk-Sprache, die von der Unesco als gefährdet eingestuft wird.

Der Binnenstaat war jahrhundertelang Teil des Osmanischen Reiches, stand dann unter russischer Herrschaft und gehörte anschliessend zu Rumänien. Von 1940 bis 1991 war Moldau Teil der Sowjetunion. In den vergangenen Jahren hat das Land eine pro-westliche Wende vollzogen und damit Moskau erzürnt. 2022 wurde Moldau unter der pro-europäischen Präsidentin Maia Sandu (51), die 2020 den russlandfreundlichen Präsidenten Igor Dodon (48) ablöste, der Status eines EU-Beitrittskandidaten zugesprochen.

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Kaum Touristen, viel Wein

Moldau ist eines der ärmsten Länder Europas. Nach Angaben der Weltbank entspricht das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf von 5230 Dollar (4751 Franken) gerade einmal einem Drittel des Bruttoinlandsprodukts Rumäniens. Viele Menschen im erwerbsfähigen Alter sind abgewandert oder von Überweisungen aus dem Ausland abhängig, es gibt wenig Industrie und das Land hat eine der niedrigsten Beschäftigungsquoten in Europa – insbesondere unter der Roma-Bevölkerung.

Eine Ausnahme ist der Wein als Wirtschaftssektor: Mit 300 Sonnentagen im Jahr ist das Klima in Moldau ideal für die Landwirtschaft und insbesondere für den Weinanbau. Moldau gehört zu den 20 grössten Weinproduzenten der Welt und exportiert in über 70 Länder. Trotzdem wird das Land kaum besucht: Im vergangenen Jahr registrierte die Regierung gerade einmal 29'000 ausländische Touristen.

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Transnistrien

Die selbsternannte Republik Transnistrien ist ein seit 1990 von Moldau abtrünniger schmaler Landstreifen an der Grenze zur Ukraine, der seit einem kurzen Bürgerkrieg mit rund tausend Toten eine eigene Währung, Regierung und Verwaltung hat. Der Status der Region ist eines der komplexesten Probleme für die Republik Moldau.

In der völkerrechtlich weiter zu Moldau gehörenden, aber von pro-russischen Separatisten kontrollierten Region sind seit 1992 rund 1500 russische Soldaten stationiert. Die meisten Menschen in Transnistrien sind russischsprachig. Moldau hat wiederholt die Entmilitarisierung des Gebiets gefordert, das international nicht als eigener Staat anerkannt ist. Moskau wiederum unterstützt die Region, in der fast 400'000 Menschen leben, wirtschaftlich und politisch. (AFP/jmh)

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