Die rund 120 Kundgebungen standen unter dem Motto «Wenn die Frauen streiken, dann steht die Welt still». Die Teilnehmerinnen sollten nicht nur an den Demos teilnehmen und ihren Arbeitsplätzen fernbleiben. Sie wurden dazu aufgerufen, auch zu Hause die Arbeit niederzulegen und weder zu putzen noch zu kochen.
Auch Hollywoodstar Penélope Cruz und Königin Letizia beteiligten sich. Die Frau von König Felipe VI., eine ehemalige Journalistin, die sich in der Vergangenheit mehrfach mit den Feministinnen solidarisch erklärt hat, sagte alle Termine ab.
Die Online-Zeitung «El Español» zitierte Cruz unterdessen mit den Worten: «Das, was für diesen Tag an Arbeit anstand, habe ich abgesagt. Dieser Streik ist wichtig und mehr als symbolisch.» Früher seien solche Arbeitskämpfe nach wenigen Tagen in Vergessenheit geraten, «aber ich glaube, wir stehen jetzt am Anfang eines globalen Wandels», so die 43-Jährige.
Im spanischen Fernsehen fielen am Donnerstag zahlreiche Sendungen aus, weil berühmte Moderatorinnen und Nachrichtensprecherinnen ebenso wie der Öffentlichkeit unbekannte Journalistinnen dem Streikaufruf folgten. Auf unzähligen Balkonen wurden Kochschürzen mit Aufschriften gehängt. Plätze und Strassen waren voller Menschen, die fröhlich demonstrierten.
Vom Ausstand betroffen waren unter anderem auch die öffentlichen Verkehrsmittel. Die meisten S-Bahn und Zugverbindungen wurden gestrichen, auch die U-Bahn und Busverbindungen liefen in vielen Städten nur schleppend.
Die Bürgermeisterin von Barcelona, die frühere Hausbesetzungs-Aktivistin Ada Colau, sprach von einem «historischen Tag für die Frauen und die Demokratie». «Wir haben die Angst längst verloren und sagen basta!», sagte sie vor Journalisten am Rande eines Marsches in der katalanischen Hauptstadt.
Zum Arbeitskampf hatten mehrere Gewerkschaften und Dutzende von Frauenverbänden und andere Organisationen aufgerufen. Die Spanierinnen kämpfen für mehr Frauenrechte und für die Gleichstellung von Mann und Frau sowie auch gegen sexuelle Belästigung und gegen häusliche Gewalt, die in dem Land weiterhin ein grosses Thema ist.
Der Weltfrauentag diene dazu, eine Debatte anzustossen und Probleme ins Bewusstsein zu heben, sagte der spanische Regierungschef Mariano Rajoy am Donnerstag vor Mitgliedern seiner konservativen Partei.
«Es gibt noch viele Dinge, die verändert werden müssen», sagte Spaniens Vize-Ministerpräsidentin Soraya Sáenz de Santamaría bereits am Mittwoch. «Sogar als Vizeministerpräsidentin erlebt man unzumutbares sexistisches Verhalten», fügte sie hinzu.
Wie auch in der Schweiz und den meisten anderen Ländern werden Frauen in Spanien schlechter bezahlt als Männer in vergleichbarer beruflicher Position. Nach Angaben der Statistikbehörde INE erhalten Männer ein durchschnittliches Brutto-Jahreseinkommen von rund 26'000 Euro. Bei den Frauen sind es fast 6000 Euro weniger.
Nach einer repräsentativen Umfrage der Zeitung «El País» und des Meinungsforschungsinstituts Metroscopia sind 82 Prozent aller Spanier der Überzeugung, dass der Frauenstreik gerechtfertigt ist.