Ingenieur warnte vor Genua-Autobahnbrücke
Es war ein Drama mit Ansage

Eine Autobahnbrücke in Genua ist eingestürzt. Die Behörden bestätigen: 35 Menschen kamen ums Leben. Die Brücke war vom italienischen Ingenieur Riccardo Morandi gebaut worden. Der Pionier hat auch in anderen Ländern grosse Brücken erstellt. Ein anderer Ingenieur übt nun grosse Kritik.
Publiziert: 14.08.2018 um 17:42 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 20:11 Uhr
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In Venezuela: die General-Rafael-Urdaneta-Brücke (1959–1962). Sie wurde 1964 durch einen Tanker beschädigt.
Foto: ZVG
Guido Felder

Am Dienstagmorgen brach die Morandi-Autobahnbrücke in Genua (I) aus noch ungeklärten Gründen durch. Mindestens 35 Menschen sind bei dem Unglück ums Leben gekommen, darunter drei Minderjährige.

Als Ursache für den Brückeneinsturz ziehen die Behörden strukturelle Schwächen in Betracht. Der an der Universität von Genua lehrende Bauingenieur Antonio Brencich bezeichnete laut «Corriere della Sera» die Morandi-Brücke bereits vor zwei Jahren als «Fehlkonstruktion».

Neue Brücke in Genua soll Ende Juli fertig sein
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Nach Einsturz mit 43 Toten:Neue Brücke in Genua soll Ende Juli fertig sein

Schon Ende der 1990er-Jahre hätten die von Anfang an notwendigen Instandhaltungsarbeiten mehr gekostet als der Bau der Brücke. Um die Brücke zu verstärken, mussten bei Renovationen zusätzliche Seile eingebaut werden.

Laut Brencich schätzte man beim Bau die Verformungsmöglichkeiten des Betons falsch ein, was wiederum zu Verformungen der Brücke und zu Rissen führte. Eine solche Brücke müsste bis 80 Jahre ohne grössere Sanierung überstehen.

Pionier im Brückenbau

Konstrukteur war der italienische Ingenieur Riccardo Morandi (1902–1989). Deshalb wird der Viadukt nicht nur nach dem überquerenden Fluss Polcevera-Viadukt, sondern auch Ponte Morandi genannt.

Morandi arbeitete nach seinem Ingenieurstudium anfänglich in Kalabrien, wo er bei der Beseitigung von Erdbebenschäden auf die Vorzüge von Spannbeton stiess. Er war auf Brückenbau spezialisiert und lehrte das Fach an den Universitäten in Florenz und Rom.

Neue Techniken mit Beton und Seilen

Insgesamt hat er zwischen 1953 und 1977 weltweit elf wichtige Brücken konstruiert, darunter auch Spannseilbrücken. Die Bauwerke stehen nebst Italien auch in Südafrika, Venezuela, Kanada, Libyen und Kolumbien. Nach ihm wurden in Mailand sogar ein Platz und in Rom eine Strasse benannt.

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Foto: BLICK GRAFIK

Morandi galt als Pionier im Brückenbau. Er verwendete neue Techniken mit Beton und Seilen. 

Ist das Drama von Genua auf das Material oder auf falsche Berechnungen zurückzuführen? Gut möglich, dass nun aus Sicherheitsgründen alle Morandi-Brücken auf ihren Zustand überprüft werden müssen.

Und wie steht es um die Brücken in der Schweiz? «So ein strukturelles Versagen wie in Genua ist bei uns mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht möglich, jedenfalls nicht unter normalen Umständen», sagt Thomas Rohrbach, Mediensprecher des Bundesamts für Strassen (Astra) zu BLICK.

Brückeneinsturz wegen Tanker

Schon 1964 kam es zu einem Drama bei einer von ihm gebauten Brücke. Bei der General-Rafael-Urdaneta-Brücke in Venezuela stürzten zwei Segmente ein, wodurch sieben Personen starben. Das Unglück war aber nicht etwa auf einen Baufehler zurückzuführen, sondern auf einen Tanker, der gegen die Pfeiler gestossen war. 

Die schwersten Brückenunglücke der letzten 20 Jahre

2016 Indien

Am 31. März werden beim Einsturz einer halbfertigen Hochstrasse im Zentrum der ostindischen Metropole Kolkata mindestens 26 Menschen getötet und fast hundert weitere verletzt.

2011 Indien

Am 23. Oktober kommen beim Einsturz einer Brücke nahe der Stadt Darjeeling im Nordosten Indiens mindestens 32 Menschen ums Leben. Auf der Brücke hatten sich zahlreiche Besucher eines Festivals gedrängt.

Weniger als eine Woche später sterben rund 30 Menschen beim Einsturz einer Fussgängerbrücke über einen Fluss im nordostindischen Bundesstaat Arunachal Pradesh.

2007 Nepal und China

Am 13. August kommen beim Einsturz einer neu gebauten Brücke in Zentralchina 64 Menschen ums Leben, 22 weitere werden verletzt. Die 328 Meter lange Brücke über einen Fluss in der Provinz Hunan war gerade fertiggestellt worden.

Am 25. Dezember stürzt eine mit Pilgern überfüllte Brücke in Nepal ein. 16 Menschen werden getötet, 25 werden nach dem Unglück vermisst. Von den fast 400 Menschen, die sich zum Zeitpunkt des Unglücks auf der Brücke über den Bheri-Fluss befinden, können sich hundert schwimmend ans Ufer retten.

2006 Pakistan und Indien

Am 5. August kommen beim Einsturz einer Brücke nach heftigen Regenfällen in Mardan im Nordwesten Pakistans mindestens 40 Menschen ums Leben. Zahlreiche weitere Menschen werden nach dem Unglück vermisst.

In Indien sterben am 2. Dezember 34 Menschen, als im östlichen Bundesstaat Bihar eine 150 Jahre alte Brücke auf einen Zug stürzt.

2003 Indien und Bolivien

Am 28. August kommen beim Einsturz einer Brücke in Daman in Westen Indiens 19 Kinder und ein Erwachsener ums Leben. Ein Schulbus und vier weitere Fahrzeuge stürzen in einen Fluss.

Bei Überschwemmungen in Bolivien wird am 24. Dezember eine Brücke über den Chaparé-Fluss von den Wassermassen zerstört. 29 Passagiere eines Reisebusses sterben.

2001 Portugal

Beim Zusammenbruch einer rund hundert Jahre alten Brücke über dem Fluss Douro in Castelo de Paiva in der Nähe von Porto stürzen am 3. März ein Bus und drei Autos in die Tiefe. 58 Menschen kommen ums Leben.

1999 China

Beim Einsturz einer 180 Meter langen Brücke in der Nähe von Chongqing im Südwesten Chinas kommen am 4. Januar 40 Menschen ums Leben. Das Unglück wird auf etliche Baumängel zurückgeführt.

1998 Peru

Am 16. März reisst Hochwasser eine 200 Meter lange Brücke über den Fluss Piura im Norden Perus ein. Mindestens 26 Menschen werden getötet oder gelten als vermisst.

2016 Indien

Am 31. März werden beim Einsturz einer halbfertigen Hochstrasse im Zentrum der ostindischen Metropole Kolkata mindestens 26 Menschen getötet und fast hundert weitere verletzt.

2011 Indien

Am 23. Oktober kommen beim Einsturz einer Brücke nahe der Stadt Darjeeling im Nordosten Indiens mindestens 32 Menschen ums Leben. Auf der Brücke hatten sich zahlreiche Besucher eines Festivals gedrängt.

Weniger als eine Woche später sterben rund 30 Menschen beim Einsturz einer Fussgängerbrücke über einen Fluss im nordostindischen Bundesstaat Arunachal Pradesh.

2007 Nepal und China

Am 13. August kommen beim Einsturz einer neu gebauten Brücke in Zentralchina 64 Menschen ums Leben, 22 weitere werden verletzt. Die 328 Meter lange Brücke über einen Fluss in der Provinz Hunan war gerade fertiggestellt worden.

Am 25. Dezember stürzt eine mit Pilgern überfüllte Brücke in Nepal ein. 16 Menschen werden getötet, 25 werden nach dem Unglück vermisst. Von den fast 400 Menschen, die sich zum Zeitpunkt des Unglücks auf der Brücke über den Bheri-Fluss befinden, können sich hundert schwimmend ans Ufer retten.

2006 Pakistan und Indien

Am 5. August kommen beim Einsturz einer Brücke nach heftigen Regenfällen in Mardan im Nordwesten Pakistans mindestens 40 Menschen ums Leben. Zahlreiche weitere Menschen werden nach dem Unglück vermisst.

In Indien sterben am 2. Dezember 34 Menschen, als im östlichen Bundesstaat Bihar eine 150 Jahre alte Brücke auf einen Zug stürzt.

2003 Indien und Bolivien

Am 28. August kommen beim Einsturz einer Brücke in Daman in Westen Indiens 19 Kinder und ein Erwachsener ums Leben. Ein Schulbus und vier weitere Fahrzeuge stürzen in einen Fluss.

Bei Überschwemmungen in Bolivien wird am 24. Dezember eine Brücke über den Chaparé-Fluss von den Wassermassen zerstört. 29 Passagiere eines Reisebusses sterben.

2001 Portugal

Beim Zusammenbruch einer rund hundert Jahre alten Brücke über dem Fluss Douro in Castelo de Paiva in der Nähe von Porto stürzen am 3. März ein Bus und drei Autos in die Tiefe. 58 Menschen kommen ums Leben.

1999 China

Beim Einsturz einer 180 Meter langen Brücke in der Nähe von Chongqing im Südwesten Chinas kommen am 4. Januar 40 Menschen ums Leben. Das Unglück wird auf etliche Baumängel zurückgeführt.

1998 Peru

Am 16. März reisst Hochwasser eine 200 Meter lange Brücke über den Fluss Piura im Norden Perus ein. Mindestens 26 Menschen werden getötet oder gelten als vermisst.

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