Aargauerin erlebt Inferno auf kroatischer Insel

«Wir hatten Angst vor Massenpanik»

Das Fresh Island Festival am kroatischen Strand Zrće auf der Insel Pag bewirbt sich selber als «Paradies». Doch was die Gäste derzeit erleben, ist eher der Hölle nah.

10'000 Leute, die das Hip-Hop-Festival und auch die benachbarten Diskos besucht hatten, mussten am Montagabend evakuiert werden, weil Waldbrände das Gebiet nahe der Stadt Novalja bedrohen, schreibt «N1». Wegen des Windes verbreitet sich das Feuer rasch, was die Löscharbeiten erschwert. Am Dienstagmorgen standen mehrere Löschflugzeuge im Einsatz.

Die Organisatoren brachten die Gäste mit Shuttle-Bussen in Sicherheit. Allerdings dauere es einige Zeit, noch mehr Fahrzeuge organisieren zu können, heisst es in einem Facebook-Post. Man bitte alle um Geduld.

«Angst vor Massenpanik»

Ein BLICK-Leser schildert die bedrohliche Situation auf der Adria-Insel: «Selbst auf den Strassen brennt es teilweise. Viele Leute wissen deshalb nicht, wie sie noch zu ihren Appartements kommen sollen.»

BLICK-Leserin Valeria Hübscher (23) aus Oftringen AG war um 2 Uhr mit Freunden draussen vor dem Club Noa, unweit des Festivals unterwegs, als sie das Feuer sah. «Der Brand vergrösserte sich in Minutenschnelle», sagt sie. «Wir hatten sehr grossen Respekt davor. Die grössere Angst war aber nicht vor dem Feuer, sondern vor der Massenpanik», sagt Hübscher.

«Das Festival ist voll von Leuten und darum sind auch Menschen aus den Clubs gleich freiwillig nach Hause. Auch wir sind dann mit dem Auto los», sagt sie. Andere Kollegen von ihr mussten eine Stunde später bereits zu Fuss durch den Wald laufen, weil die Strasse gesperrt wurde.

«Leute machten Aufstand, weil Tyga nicht kam»

Auch Aylina Tucek (20) aus Frankfurt am Main (D) war mit ihren Freundin vor Ort. Die BLICK-Leserin besuchte das Hip-Hop-Festival. Auf ihrem Handy-Video um 1.30 Uhr sind die lodernden Flammen bereits aus der Ferne gut zu sehen, während das Konzert noch im Gange ist. Um kurz vor drei Uhr wurde sie evakuiert. «Das war schon beängstigend! Die Flammen waren bis oben in den Himmel hoch und ich hatte auf jedenfall Angst. Es war auch windig und dadurch kam das Feuer immer näher», sagt sie.

Die Evakuierung selbst verlief relativ glimpflich. «Wir wurden mit den Fahrzeugen nach ca. 30 Minuten abgeholt und in die Stadt gebracht. Zum Glück lief es relativ unchaotisch ab. Es waren allerdings sehr viele Menschen und zu wenig Busse. Deswegen hat es lange gedauert.»

Problematisches Verhalten zeigten jedoch einige Festival-Besucher. «Einige Leute wollten nicht gehen, da der Headliner Tyga nicht gekommen ist und die deswegen einen Aufstand gemacht haben», erzählt Tucek.

Camping-Besucher blasen Luftmatratzen auf

BLICK-Leserin Susanne Pöller, die gerade auf dem benachbarten Campingplatz Strasko weilt, hatte eine kurze Nacht. «Um etwa 3 Uhr wurden wir von beissendem Brandgeruch geweckt. Nach Tagesanbruch begannen dann die Löschflugzeuge dröhnend über unseren Köpfen zu fliegen», sagt sie.

Die Besucher des Festivals und der benachbarten Disko seien dann vom Strand her zum Campingplatz transportiert worden. Danach liefen sie weiter zu Fuss.

Pöller selbst erlebte bange Minuten. «Viele Camper warteten beunruhigt, was passiert. Insbesondere, weil die gesperrte Strasse bedeutete, dass man hier festsitzt. Es war ein beklemmendes Gefühl. Wir haben uns auch überlegt, was wir im Notfall tun und mitnehmen müssten. Dann denkt man schon auch darüber nach, was man verlieren würde, wenn das Auto, der Wohnwagen und alle damit verbundenen Erinnerungen zerstört würden», sagt Pöller. Einige Camping-Besucher hätten bereits Luftmatratzen aufgeblasen, «für den Fall einer Flucht übers Wasser».

Am Dienstagmorgen habe sich die Situation aber mehrheitlich beruhigt, sagt Pöller. Sie will mit ihrem Mann Thomas und Hund Bobby noch einen weiteren Tag auf dem Campingplatz bleiben. «Am Platz kehrt Normalität ein, aber ein klammes Gefühl bleibt.»

Konzerte gehen weiter

Die Flammen waren am Abend so nah, dass an eine reguläre Durchführung des Events nicht zu denken war. Top-Acts wie der US-Rapper Tyga (29) mussten ihren Auftritt am Festival bis auf Weiteres absagen. Wie es am Dienstag mit dem Festival weitergeht, konnten die Verantwortlichen am Morgen noch nicht sagen, da die Brände noch nicht vollständig gelöscht sind. Tucek hofft, dass das Festival aber dennoch weitergeht. «Wir haben 160 Euro für die Tickets bezahlt», sagt sie.

Am Dienstagnachmittag gibt es dann gute Neuigkeiten: «Die Einsatzkräfte haben nun das Feuer gelöscht, die Strasse wieder geöffnet und die Strecke und den Zrce-Strand für sicher befunden. Shuttle-Busse verkehren auch planmässig ab Novalja. Wir freuen uns, bestätigen zu können, dass Fresh Island wie geplant ohne weitere Unterbrechungen weitermachen wird, beginnend mit Tim Westwoods Poolparty um 16 Uhr in Papaya», schreiben die Festival-Verantwortlichen auf Twitter.