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54 Prozent sind geimpft:Warum Grossbritannien vor der dritten Welle steht

Obwohl mehr als die Hälfte geimpft ist
Warum Grossbritannien vor der dritten Welle steht

Kaum ein Land hat schon so viel geimpft wie Grossbritannien. Darum dachte man darüber nach, am 21. Juni den Lockdown zu beenden. Doch nun werden wieder so viele Corona-Fälle verzeichnet wie zuletzt im Februar. Dafür verantwortlich ist die indische Variante.
Publiziert: 10.06.2021 um 06:42 Uhr
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Aktualisiert: 10.06.2021 um 19:15 Uhr
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Auf ihn hört ganz Grossbritannien: Epidemiologe Neil Ferguson. Und was er derzeit erzählt, gefällt niemandem
Fabian Vogt

Die Briten hoffen. Premierminister Boris Johnson (56) denkt öffentlich darüber nach, am 21. Juni den Lockdown ganz zu beenden. Im Land, das so stark wie kaum ein anderes in Europa von Corona gebeutelt wurde (4,5 Mio Fälle, 130'000 Tote), könnten die Menschen dann endlich ihre Freiheit geniessen. Diesen Hoffnungen wurde am Mittwoch ein jäher Schlag versetzt.

In der vergangenen Woche stieg die Zahl der Corona-Fälle in Grossbritannien um 74 Prozent. In den vergangenen 24 Stunden alleine waren es 7540 neue Fälle – die höchste Zahl seit Februar. Neil Ferguson, Epidemiologe am Imperial College London sagte der Presse, Grossbritannien stehe «am Beginn einer dritten Welle.» Die «sehr heftig oder auch deutlich schwächer ausfallen könnte als die zweite». Um grösseres Unheil abzuwenden sei es entscheidend herauszufinden, wie gefährlich die indische Variante ist und wie gut die Impfungen dagegen wirken. Denn die indische Variante sei hauptsächlich für den starken Anstieg verantwortlich. Derzeit würde sich ihre Zahl alle sieben Tage verdoppeln.

Wie gut schützen die Impfungen?

Laut dem britischen Gesundheitsminister Matt Hancock ist die Mutante bisherigen Informationen zufolge rund 40 Prozent ansteckender als die britische Mutation, die für die verheerende Welle im Dezember und Januar verantwortlich war. Ob sie auch tödlich ist, ist derzeit nicht bekannt.

Laut dem deutschen Robert Koch Institut sind die Impfstoffe etwas weniger wirksam gegen die indische Mutation als gegen die britische, allerdings ist es noch zu früh für definitive Aussagen. Bei der Weltgesundheitsorganisation heisst es, die indische Variante sei «womöglich» unempfindlicher gegen Antikörper.

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Lockerungen werden noch warten müssen

Neil Ferguson hat auf der Insel den Übernamen «Mr. Lockdown». Er berät die Regierung in der Krise, auch auf seinen Rat hin wurde im März vergangenen Jahres der erste Lockdown eingeführt. Er schlägt aufgrund der neuen Zahlen vor, die Aufhebung des Lockdowns um einige Woche zu verschieben, weil man mehr Daten sammeln und mehr Menschen impfen könne. In Grossbritannien geht man davon aus, dass Boris Johnson dem Vorschlag nachkommt und Anfang nächster Woche die Öffnung verschiebt.

Kaum ein Land hat bisher derart schnell geimpft wie Grossbritannien. 54 Prozent aller Erwachsenen haben bereits zwei Dosen erhalten, in der Schweiz sind es knapp 25 Prozent. Während die Schweiz auf die MRNA-Impfstoffe von Pfizer und Moderna setzt, wird in Grossbritannien vor allem Astrazeneca gespritzt, das auf einer anderen Technologie beruht.

In der Schweiz macht die indische Variante gemäss Bundesamt für Gesundheit derzeit weniger als zwei Prozent aller Infektionen aus. Der Basler Virenjäger Richard Neher geht auch nicht davon aus, dass es hier zu einem exponentiellen Anstieg kommen wird.

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