Bei den Protesten in Gujarats Hauptstadt war es zu Ausschreitungen gekommen, nachdem die Polizei den radikalen Protestführer Hardik Patel festgenommen hatte. Dabei wurden dutzende Busse, Autos und Polizeiwachen in Brand gesetzt, wie Polizeivertreter mitteilten. Allein bei diesen Ereignissen gab es fünf Tote.
Später griff die Gewalt auf andere Städte in Gujarat über. Laut der Polizei wurden drei Demonstranten durch Schüsse der Polizei getötet, während ein Polizist von einem Mob totgeschlagen wurde. Die Regierung entsandte am Mittwoch die Armee, um für Ruhe zu sorgen.
Indiens Premierminister Narendra Modi, der den Bundesstaat von 2001 bis 2014 regierte, rief «die Brüder und Schwestern» zur Ruhe auf. «Gewalt hat niemals jemandem Gutes gebracht. Alle Fragen können friedlich durch Gespräche gelöst werden», sagte der Hindunationalist in einer Fernsehansprache.
Medienberichten zufolge war die Armee zuletzt 2002 in Gujarat entsandt worden. Damals waren mehr als tausend Menschen bei antimuslimischen Pogromen getötet worden, die von den regierenden Hindunationalisten angeheizt worden waren.
In Ahmedabad war die Lage am Mittwoch ruhig und die meisten Geschäfte und Schulen geschlossen. In der Stadt Surat dauerten die Proteste aber an und die Polizei setzte Tränengas gegen die Demonstranten ein. Das Ausmass der Proteste, die von dem erst 22-jährigen Hardik Patel angeführt werden, traf die Regierung unvorbereitet.
Die Patidars oder Patels stellen rund zwölf Prozent der Bevölkerung Gujarats. Die Kaste von Händlern und Bauern gehört zu den wohlhabenderen Gruppen, klagt jedoch, dass ihre Mitglieder wegen der staatlichen Bevorzugung benachteiligter Kasten und der sogenannten Unberührbaren zunehmend schwerer Studien- und Arbeitsplätze finden.
Die Patidars fordern daher ebenfalls staatliche Förderung. Das System der positiven Diskriminierung soll den sozialen Schwächsten den Zugang zu Bildung und Arbeit erleichtern und die soziale Mobilität in der streng hierarchischen Gesellschaft Indiens fördern.