Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat in Indien der G20-Gipfel führender Industrie- und Schwellenländer begonnen. In der Hauptstadt Neu-Delhi begrüsste Premier Narendra Modi am Samstagvormittag (Ortszeit) unter anderem US-Präsident Joe Biden und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zu den zweitägigen Beratungen.
Scholz trug nach seinem Jogging-Unfall weiterhin eine Augenklappe. Er war gegen 8 Uhr Ortszeit im Regierungs-Airbus «Konrad Adenauer» gelandet.
In Vertretung für den russischen Präsidenten Wladimir Putin kam Aussenminister Sergej Lawrow, der bei der Begrüssung kurz ins Stolpern geriet. Chinas Staatschef Xi Jinping lässt sich von Ministerpräsident Li Qiang vertreten.
«One Earth, one Family, one Future»
Wegen Streits über eine klare Verurteilung des russischen Angriffskriegs war offen, ob die Staaten sich wie üblich auf eine gemeinsame Abschlusserklärung einigen können. Der Westen sieht sich in den Verhandlungen einer Allianz aus China und Russland gegenüber.
Bei dem Gipfel unter dem Motto «One Earth, one Family, one Future» (Deutsch: «Eine Erde, eine Familie, eine Zukunft») will Gastgeber Modi die Rolle des globalen Südens stärken. Zum Auftakt des Gipfels verkündete Modi deshalb, dass die Afrikanische Union in die G20 aufgenommen wird. «Im Einverständnis mit euch allen möchte ich den Vorsitzenden der Afrikanischen Union einladen, seinen Sitz als permanentes Mitglied der G20 einzunehmen», sagte Modi. Der Präsident der Komoren und derzeitige AU-Vorsitzende, Azali Assoumani, ging auf Modi zu und umarmte ihn.
EU begrüsst den Entscheid
Bisher war die Europäische Union mit ihren 27 Mitgliedstaaten die einzige Regionalorganisation, die Mitglied der G20 ist. Der AU gehören alle international anerkannten afrikanischen Länder sowie das völkerrechtlich umstrittene Land Westsahara an. Insgesamt sind es 55 Staaten.
Die AU vertritt die Interessen von rund 1,3 Milliarden Menschen und hat die jüngste und am schnellsten wachsende Bevölkerung der Welt. Schätzungen zufolge könnte Afrika bis 2050 rund 2,5 Milliarden Einwohner zählen. In der EU leben lediglich rund 450 Millionen Menschen.
EU-Ratspräsident Charles Michel und die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen begrüssten die Entscheidung. «Es ist eine Freude, die Afrikanische Union als neues G20-Mitglied willkommen zu heissen», sagte von der Leyen. (man/SDA)