Am Sonntag ist Thailands jüngste Regierungschefin der Geschichte, die 37-jährige Paetongtarn Shinawatra, symbolisch als die neue Premierministerin des südostasiatischen Königreichs eingesetzt worden. Bei einer traditionellen Zeremonie erhielt sie vom König den Auftrag, die neue Regierung zu bilden.
18 Jahre nach dem Militärcoup gegen ihren Vater Thaksin Shinawatra (75), der 2001 mit einem Erdrutschsieg zum Premier gewählt worden war, kommen damit dunkle Kapitel in Thailands jüngerer Geschichte zum Abschluss.
Verlorene Jahrzehnte
Shinawatra kommt jetzt ausgerechnet dank einer Koalition mit politischen Kräften an die Macht, die ihren Vater 2006 gestürzt hatten. Politisch, so kommentieren einheimische Beobachter, blickt Thailand auf zwei verlorene Jahrzehnte zurück.
Lange fand das Königreich nicht zur Ruhe. 2008 hatten royalistische Gelbhemden den internationalen Flughafen von Bangkok besetzt. Im Land herrschte Chaos.
2010 kam es bei der Belagerung von Bangkoks Downtown durch anti-royalistische Rothemden zu kriegsähnlichen Szenen. Nach dem Wahlsieg von Thaksin-Loyalisten 2011 folgten neue blutige Proteste in der thailändischen Hauptstadt.
Militär- und Verfassungscoups
Thaksin war verurteilt und ins Exil vertrieben worden. Seine Schwester Yingluck Shinawatra (57) widerfuhr 2014 als Regierungschefin dasselbe Schicksal, als ein Verfassungscoup sie ins Exil verstiess.
Kurz nach Yinglucks Absetzung putschten thailändische Generäle wieder, während über die Jahre auch Verfassungsrichter immer wieder in den politischen Prozess eingriffen.
2027 – das Jahr der Volkspartei?
So wurde die Partei der Wahlsieger von 2023 eben wieder durch das Verfassungsgericht verboten – das zweite Verbot der oppositionellen politischen Bewegung, die schon bei ihrem ersten Wahlantritt 2019 die Senkrechtstarterpartei war.
Unter dem neuen Namen der Volkspartei gründete sich die Partei neu – und ist zuversichtlich, bei den nächsten Wahlen 2027 einen Erdrutschsieg zu erringen und die Regierung ohne «Dinosaurier»-Koalitionspartner bilden zu können.