In Somalia fanden die schrägsten Wahlen der Welt statt
Und ein Berner mittendrin

Wen interessiert schon die Präsidentenwahl in Somalia? Aber halt! Es lohnt sich, genauer hinzublicken. Denn an vorderster Front dabei ist Xasan Cabdi Ismaaciil, der vor rund zehn Jahren als Flüchtling in die Schweiz kam.
Publiziert: 11.02.2017 um 11:08 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 21:02 Uhr
Guido Felder
Xasan Cabdi Ismaaciil, hier an einer Veranstaltung in Zürich, wählt in Somalia einen neuen Präsidenten.
Foto: ZVG

Am Mittwoch wählten die 275 Mitglieder des somalischen Unterhauses und der 54-köpfige Senat einen neuen Staatspräsidenten. Es waren die ersten freien Wahlen seit fast 50 Jahren! Mittendrin: Xasan Cabdi Ismaaciil, der vor rund zehn Jahren als Flüchtling in die Schweiz gekommen war. Im vergangenen Jahr wurde er ins somalische Unterhaus gewählt. 

«Xasan Cabdi Ismaaciil hat uns sehr geholfen»

Der Somalier mit Schweizer Niederlassungsbewilligung wohnt in Bern, arbeitete aber auf dem somalischen Premierministeramt in Somalias Hauptstadt Mogadischu. Dominik Langenbacher (65), der von 2013 bis 2016 die nach 30 Jahren wiedereröffnete Schweizer Botschaft in Mogadischu betreute, sagt zu BLICK: «Als ich Botschafter war, hatte Xasan Cabdi Ismaaciil ein Mandat vom EDA. Er diente uns beim Thema Föderalismus als Verbindungsmann zur somalischen Regierung. Er hat uns sehr geholfen.»

21 Kandidaten stellen sich in Somalia zur Präsidentenwahl.
Foto: Dukas

In der Schweiz habe sich Ismaaciil auf dem Gebiet des Föderalismus weitergebildet und ein Diplom erlangt. Inzwischen arbeitet er für die Uno und pendelt als Parlamentarier weiterhin zwischen der Schweiz und Somalia.

Ismaaciil jobbte in Bern auch in einem Gastrobetrieb. Bashir Gobdon (47), Präsident des Vereins Somali Swiss Diaspora und Chef des Hilfswerks Swisso-Kalmo, freut sich, dass sein Landsmann in der Heimat im Parlament sitzt. Gobdon: «Für uns ist ein Traum wahr geworden. Wir haben 23 Jahre gelitten. Jetzt endlich gibt es in Somalia Wahlen.»

Die Wahlen finden unter schärfsten Sicherheitsvorkehrungen statt.
Foto: AP

Die ersten freien Wahlen nach fast 50 Jahren gelten aber als Farce. Die 21 Präsidentschaftskandidaten haben Millionen für den Kauf von Stimmen ausgegeben – in einem Land, das zu den korruptesten der Welt gehört.

«Korruption gehört zur Tagesordnung»

Schon bei den Parlamentswahlen im vergangenen Jahr wurde offen über Korruption, Einschüchterungen und Missbrauch von Steuergeldern gesprochen. Bashir Gobdon: «80 Prozent der Bevölkerung sind arbeitslos. Da gehört Korruption einfach zur Tagesordnung.»

Auch Xasan Cabdi Ismaaciil sei von der Schweiz aus indirekt unterstützt worden. Gobdon: «Ihm wurden zum Beispiel Rechnungen für Hotels bezahlt.»

Dominik Langenbacher war Schweizer Botschafter in Somalia.
Foto: ZVG

Der Gewinner der Wahl stellt sich den Herausforderungen, das wirtschaftlich ruinierte Land wieder aufzubauen und die Demokratie zu stärken. Der Kampf gegen Al-Shabaab bleibt dabei eine Hauptaufgabe. Die sunnitischen Extremisten, die seit Jahren einen sogenannten Gottesstaat errichten wollen, beherrschen noch immer weite Teile des Landes.

«Man darf von diesen Wahlen nicht allzu viel erwarten

So warnt denn auch Dominik Langenbacher: «Man darf von diesen Wahlen nicht allzu viel erwarten. Ich hätte Wahlen in den Gliedstaaten vorgezogen.» Mit dem aktuellen zentralen Wahlsystem werde die Macht der einzelnen rivalisierenden Clans in Mogadischu nur noch stärker zementiert.

Langenbacher: «Ich hoffe, dass Xasan Cabdi Ismaaciil jetzt als Parlamentarier den Föderalismus in Somalia weiterbringt.»

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