In die Foto-Falle getappt!
Horror-Bambi nagt an Menschenknochen

US-Wissenschaftler haben neben einer menschlichen Leiche eine Fotofalle aufgestellt. Was dann passierte, dürfte nicht nur Vegetarier überraschen.
Publiziert: 08.05.2017 um 21:44 Uhr
|
Aktualisiert: 15.10.2018 um 15:39 Uhr
Erster Besuch beim Leichnam: Hier nagt der Hirsch an einem Knochen.
Foto: Journal of Forensic Sciences

Die Arbeit von Gerichtsmedizinern ist nicht immer appetitlich. Zur wissenschaftlichen Arbeit gehört auch, den Verwesungsprozess von Leichen zu erforschen.

Dazu haben Wissenschaftler der Forensic Anthropology Research Facility in Texas, die auch als «Body-Farm» («Leichen-Farm») bekannt ist, im Juli 2014 einen menschlichen Leichnam in den Wald gelegt. Sie wollten herausfinden, wie genau Aasfresser ihre Spuren hinterlassen. Sie erwarteten Füchse, Koyoten, Waschbären und Truthahn-Geier, die im Gebiet heimisch sind.

Zweiter Besuch: Diesesmal hat der Hirsch eine Rippe im Mund.
Foto: Journal of Forensic Sciences

Was dann aber in die Fotofalle tappte, erstaunte die Forscher. Im Januar 2015 – als der Verwesungsprozess schon weit fortgeschritten war – stoppte ein Weisswedelhirsch bei der Leiche, mit einem menschlichen Knochen im Maul. Die Weisswedelhirsche sind übrigens auch die Vorlage zu Disneys berühmten Zeichentrick-Klassiker «Bambi» von 1942.

Knochen ragt «wie Zigarre» aus dem Maul

Knapp eine Woche später filmte die Kamera den Hirsch erneut. Dieses Mal ragte eine Rippe aus dem Maul – «wie eine Zigarre», merkt die Webseite «Popular Science» süffig an. Noch ist es nicht klar, ob es sich um dasselbe Tier handelt.

Es sei der erste wissenschaftliche Beweis, dass ein Hirsch an menschlichen Knochen nagt, wie die Forscher in ihrer Anfang Mai veröffentlichten Arbeit schreiben.

Häufigste Hirschart Nordamerikas: Ihren Namen haben die Weisswedelhirsche vom weissen Fleck unter dem Schwanz.
Foto: Reuters

Allerdings sei es nicht das erste Mal, dass die Pflanzenfresser ihre vegetarische Diät aufpeppen. Hirsche seien schon dabei beobachtet worden, wie sie Fische, Fledermäuse oder Kaninchen assen. Die Forscher gehen davon aus, dass Hirsche so wichtige Mineralien wie Phosphor, Salz und Kalzium aufnehmen, die ihnen in der normalen Nahrung fehlen. Vor allem im Winter.

Die Forensiker hoffen, dass solche Spuren künftig neue Erkenntnisse bei Todesfällen bringen. Zum Beispiel darüber, wie lange eine Leiche schon im Wald liegt. Denn Pflanzenfresser wie Hirsche hinterlassen auf den Knochen ein Zickzack-Kaumuster, das sich von demjenigen von Raubtieren stark unterschiedet. Diese wiederum wittern eine Beute schneller als Pflanzenfresser. (bö)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?