In der Schwangerschaft
Epilepsie-Medikament führt zu Schäden bei Babys

Ein bekanntes Epilepsiemedikament führt während der Schwangerschaft zu schweren Schäden bei Babys. Das zeigen Recherchen der SRF-Sendung «10vor10».
Publiziert: 07.02.2017 um 17:46 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 17:38 Uhr
Steht im Verdacht ungeborene Babys zu schädigen: Depakine.
Steht im Verdacht ungeborene Babys zu schädigen: Depakine.

Depakine ist ein Medikament gegen Epilepsie. Wie «10vor10» heute Abend berichten wird, rufen die Tabletten schwere Schäden bei Babys hervor. Swissmedic hat gegenüber der Sendung erste bekannte Fälle in der Schweiz bestätigt. In Genf haben nun die ersten Eltern gegen die französische Pharmafirma Sanofi geklagt. 

Epilepsiekranke müssen oft ihr Leben lang Medikamente einnehmen. Auch in der Schwangerschaft. Wenn sie dies nicht tun, riskieren die Frauen einen Anfall, der sich auch negativ auf das Ungeborene auswirken kann. 

Für viele Mütter ein Schock

«Ich habe Schuldgefühle. Warum hat mich niemand gewarnt?», beschwert sich die Genferin N. A. in der Sendung «10vor10». In Fachkreisen sei das Risiko des Medikaments bereits lange bekannt. Allerdings werde erst seit 2015 im Beipackzettel ausdrücklich darauf hingewiesen.

«10vor10» zeigt deshalb neuste Zahlen von Swissmedic – der Schweizer Heilmittelbehörde: Demnach zeigen 30 bis 40 Prozent der Kinder von Schwangeren, die das Medikament oder ein Generika davon eingenommen haben, Entwicklungsstörungen im Laufe der Kindheit auf. 10 Prozent dieser Kinder entwickeln sogar Missbildungen.

In Frankreich wütet um das Medikament deshalb bereits ein Skandal. Im November 2016 wurde ein Entschädigungsfonds gegründet, der nun betroffene Eltern entschädigen soll. 

Auch in der Schweiz Fälle von Missbildungen bekannt

In der Schweiz ist Depakine seit Jahrzehnten zugelassen und gehört zu den meistverbreiteten Mitteln gegen Epilepsie.

Swissmedic bestätigt gegenüber «10vor10», dass auch in der Schweiz Missbildungen bekannt sind, welche durch das Medikament verursacht worden sind. «Wir haben heute Meldungen von 15 Fällen solcher Missbildungen – und das im Zeitraum von 26 Jahren», sagt Christoph Küng, Abteilungsleiter Arzneimittelsicherheit von Swissmedic. (stj)

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