Bei einem Autobombenanschlag auf einen Polizeibus vor dem Besiktas-Fussballstadion im Zentrum Istanbuls sind nach Angaben der Regierung gestern Abend mindestens 38 Menschen gestorben, darunter 30 Polizisten und sieben Zivilisten. Ein Toter sei noch nicht identifiziert. Zudem habe es weit über 100 Verletzte gegeben, von denen sich 14 auf der Intensivstation befänden, sagte der Innenminister Süleyman Soylu.
Der Vize-Ministerpräsident Numan Kurtulmus vermutet die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK hinter dem Doppelanschlag. Dass bei dem Bombenanschlag ein Fahrzeug verwendet wurde, deute auf die PKK hin, sagte Kurtulmus laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu. Es seien zwischen 300 und 400 Kilogramm Sprengstoff verwendet worden.
Wo das Auto in die Luft gesprengt wurde, ist ein Graben entstanden und das Auto gibt es nicht mehr. Es ist völlig zerstört worden. Es ist ein riesiger Krater entstanden.»
Etwa anderthalb Stunden vor der Explosion hatte das Spiel zwischen den Erstligisten Besiktas und Bursaspor geendet. Soylu sagte den Sender CNN Türk weiter, die Bombe sei explodiert, nachdem sich die Zuschauer zerstreut hatten. Auch der ehemalige Nati-Captain Gökhan Inler (32) war im Stadion im Einsatz: In der Nachspielzeit wurde der Schweizer eingewechselt. Inler:
Es ist alles klar bei mir, Ich habe nichts mitbekommen, da ich das Stadion schon verlassen hatte.»
«Es gab leider Märtyrer und Verletzte», sagte Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan dem Sender CNN Türk am Samstag. Er verurteilte den Doppelanschlag als «abscheulichste» Form des Terrorismus. Die zwei Explosionen unmittelbar nach einem Fussballspiel hätten offenbar möglichst viele Menschen töten sollen. Auf Bildern vom Tatort sind leblose Körper zu sehen, Leichensäcke wurden verwendet.
Nachrichtensperre, Täterschaft unklar
CNN Türk sowie Augenzeugen berichteten, es habe sich um zwei Explosionen gehandelt. Woher die zweite Detonation kam, ist noch unklar. Eine Nachrichtensperre wurde verhängt, die sich nicht auf öffentliche Verlautbarungen bezieht.
Bisher bekannte sich niemand zu dem Anschlag.
Auf Fernsehbildern sind Rettungswagen zu sehen, die zur Unfallstelle rasen. Mehrere zerstörte Autos sind am Explosionsort, darunter ein Minibus. Die Detonationen waren mehrere Kilometer weit zu hören.
Besonders viele Polizisten im Einsatz
Ein Reporter sagte CNN Türk, an diesem Samstagabend seien besonders viele Polizisten zur Absicherung des Spiels im Einsatz gewesen, weil es in der Vergangenheit Auseinandersetzungen zwischen den beiden Fangruppen gegeben hatte. Die Fans von Bursaspor seien wegen einer Strafe überhaupt das erste Mal seit Jahren wieder zu einem Besiktas-Spiel zugelassen worden.
Die Angestellten einer TV-Station, die aus dem Stadion sendeten, erlebten den Anschlag hautnah. Auf Twitter kursiert ein entsprechender Ausschnitt, der zeigt, wie der Moderator erschrickt und sich zusammen mit anderen Menschen in Sicherheit begibt. (SDA/noo/stj)