Dieses Problem in Rom stinkt zum Himmel. Im wahrsten Sinne des Wortes. In den Strassen der Heiligen Stadt türmt sich der Müll. Bei über 34 Grad Celsius beginnt der Abfall zu dampfen, zu gären, zu faulen. Er ist mit Würmern übersät. Das zieht die Möwen an. Ratten huschen über aufgerissenen Plastiksäcke. Sogar ganze Wildschwein-Rotten suhlen sich in römischem Mist. Exkremente und infizierte Mücken drohen Krankheiten zu übertragen. Antonio Magi, Präsident der Römer Ärztegesellschaft, warnt gegenüber der Nachrichtenagentur AFP vor einem «Gesundheitsalarm».
In den vergangenen Wochen blieben von den 5000 Tonnen Müll, die Rom am Tag produziert, rund 600 Tonnen einfach auf den Strassen liegen. Die Kehrichtentsorgung wusste nicht, wohin damit. Drei grosse Deponien hatte die Metropole einst. Eine wurde geschlossen, zwei weitere brannten ab. Die restlichen Kompostier- oder Verbrennungsanlagen schaffen den Müllberg nicht.
Schweden gewinnt mit Roms Müll neue Energie
Den Römern platzte schliesslich der Kragen. Es hagelte Beschwerden in den vergangenen Wochen. Sogar die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die städtische Kehrichtentsorgung. Virginia Raggi (40) ringt nach Lösungen. Eine präsentiert die Bürgermeisterin der Fünf-Sterne-Bewegung (M5S) letzte Woche: Schweden trägt die Müllberge ab. Ab Oktober geht ein Teil der «heissen Ware» über LKWs in die hochmodernen Verbrennungsanlagen nach Stockholm und Göteborg. Dort nutzen die Schweden in ihrem Waste-to-Energy-System den römischen Abfall zur Energie-Gewinnung.
Zudem krempeln auch die römischen Müllmänner nun ihre Ärmel hoch. Seit einer Woche schiebt die städtische Müllabfuhr 24-Stunden-Schichten. 18'000 Tonnen des liegengebliebenen Mülls werden weg geschafft, die Strassen mit über 120'000 Litern Seifenwasser sauber gespült. In der Not springen jetzt auch die Müll-Deponien und Verbrennungsanlagen in der gesamten Region ein, übernehmen bis zum Anschlag ihrer Kapazität auch den römischen Abfall.
Selbst Italiens Premier rümpft die Nase
Denn längst ist der römische Müll ein nationales Problem. Vize-Premier und Arbeitsminister Luigi Di Maio (33), Umweltminister Sergio Costa (60) und selbst Premier Giuseppe Conte (54) trafen Roms Bürgermeisterin in einer Krisensitzung. Die verspricht für die kommenden Jahre neue Deponien sowie Verbrennungsanlagen in Rom – und endlich wieder saubere Strassen in der heiligen Stadt.