In den USA spricht man schon von Watergate
«Wäre Trump nicht Präsident, würde er angeklagt»

Die jüngsten Verurteilungen in Trumps Umfeld bringen den US-Präsidenten in Bedrängnis. Schon werden Parallelen zur Watergate-Affäre gezogen, nach der Präsident Nixon 1974 zurücktreten musste.
Publiziert: 23.08.2018 um 12:26 Uhr
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Aktualisiert: 18.09.2018 um 08:42 Uhr
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Donald Trumps Ex-Anwalt Michael Cohen verlässt am Dienstag das Gericht.
Foto: Reuters
Guido Felder

Einen so heftigen Schlag hat Donald Trump (72) als US-Präsident noch nie kassiert. Gerichte haben gleich zwei seiner ehemaligen engsten Vertrauten verurteilt. Schon vergleichen die Amerikaner die Trump-Affäre mit dem Watergate-Skandal, der 1974 zum Rücktritt des damaligen Präsidenten Richard Nixon führte!

Cohens Geständnis setzt Trump unter Druck
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Gegen Gesetze zur Wahlkampffinanzierung verstossen:Cohens Geständnis setzt Trump unter Druck

Trumps ehemaliger Anwalt und Vertrauter Michael Cohen (51) bekannte sich am Dienstag schuldig, Schweigegeld für Stormy Daniels (39) und Karen McDougal (47) organisiert zu haben. Mit den Frauen hatte Trump angeblich eine Affäre. Solche Zahlungen wären ein Verstoss gegen Gesetze der Wahlkampffinanzierung, und damit drohen Cohen nun bis 30 Jahre Gefängnis.

Auch Trumps Ex-Wahlkampfmanager Paul Manafort (69) wurde verurteilt. Er soll Banken belogen und 16 Millionen Dollar vor den Steuerbehörden versteckt haben. Das hat einen indirekten Zusammenhang mit Trump, da gegen Manafort auch wegen Einmischung Moskaus in den Wahlkampf ermittelt wird. Ihm drohen bis 80 Jahre Gefängnis!

Vergleich mit Watergate

Viele Beobachter sehen nun auch Trump in grossen Schwierigkeiten. Am deutlichsten äusserte sich Jeffrey Toobin (58), Chef-Rechtsanalyst bei CNN: «Es ist das erste Mal seit Watergate, dass ein amtierender Präsident in ein Verbrechen verwickelt ist. Wäre Trump nicht Präsident geworden, würde er nun angeklagt.»

Auch einer der ehemaligen Watergate-Staatsanwälte, Nick Akerman, sieht Parallelen zu damals: Die Verurteilung Cohens mache Trump zu einem «Mitverschwörer». Diesen Ausdruck brauchte der Kongress damals auch für Nixon, der zurücktrat, um einem Amtsenthebungsverfahren zu entgehen.

Die Watergate-Affäre begann 1972 mit der Installation von Wanzen im Hauptquartier der Demokraten, im Watergate-Hotel in Washington. Die geplante Abhöraktion wurde schnell in Verbindung gebracht mit dem Wahlkampf-Komitee des republikanischen Präsidenten Nixon. In der Folge kamen weitere Missbräuche von Regierungsvollmachten ans Licht.

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Gespanntes Warten auf die Wahlen

Ist Trump nun am selben Punkt wie damals Nixon? Noch ist nicht klar, welche Auswirkungen die Verurteilungen Cohens und Manaforts auf den Präsidenten haben werden. Die einen prophezeien, dass die oppositionellen Demokraten bei den Zwischenwahlen am 6. November die Mehrheit im Repräsentantenhaus erobern und ein Amtsenthebungsverfahren einleiten würden. Andere vermuten, dass die Belagerungsstimmung Trump sogar Auftrieb verleihen könnte.

Und was sagt Trump dazu? Der bezichtigte seinen ehemaligen Anwalt und Freund der Lüge und twitterte trocken: «Falls jemand einen guten Anwalt sucht, empfehle ich ihm dringendst, nicht auf Michael Cohens Dienste zu setzen.»

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