So ist die Stimmung in Holland
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Heftige Corona-Ausschreitungen:So ist die Stimmung in Holland

In den Niederlanden toben bürgerkriegsähnliche Ausschreitungen
Droht jetzt ein europäischer Flächenbrand?

Seit dem vergangenen Wochenende ziehen Corona-Gegner, Hooligans und Neonazis randalierend, plündernd und brandschatzend durch niederländische Städte. Wie ansteckend kann diese Gewalt sein?
Publiziert: 26.01.2021 um 17:42 Uhr
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Aktualisiert: 29.01.2021 um 10:06 Uhr
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Ein Polizist radelt durch das Schlachtfeld, das Demonstranten am Montagabend in Den Haag hinterliessen. Es werden in den kommenden Tagen weitere Ausschreitungen erwartet.
Foto: Getty Images
Myrte Müller

Die Bilder aus den Niederlanden alarmieren. Seit vergangenen Samstag eskalieren Proteste vielerorts. In 14 Städten, darunter Amsterdam, Rotterdam und Eindhoven, liefern sich Demonstranten Strassenschlachten mit der Polizei. Grund: Am Samstag wurde wegen hoher Corona-Fallzahlen eine Ausgangssperre verhängt. Sie dauert von 21 bis 4.30 Uhr und gilt bis zum 9. Februar. Wer die Sperrstunde missachtet, dem drohen 95 Euro Strafe. Es war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Frust, Wut und schlicht Lust auf Krawall führten am Wochenende und am Montagabend zu den schwersten Ausschreitungen des Landes seit 40 Jahren (BLICK berichtete).

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Tausende von meist jungen Männern zogen durch die Städte und hinterliessen Schlachtfelder. Sie zertrümmerten Schaufenster, plünderten Geschäfte, zündeten Autos an. Sie schleuderten Feuerwerkskörper, griffen brutal Polizeibeamte an. Flammen loderten überall in den Abendstunden auf, Rauch vernebelten die Gassen. Die Polizei, zum Teil beritten, hielt mit Wasserwerfern, Tränengas und Hundestaffel gegen den Mob. Ein Dutzend Beamte wurden bei den Corona-Ausschreitungen verletzt, 250 Randalierer verhaftet.

Pressefotograf mit Ziegelstein attackiert

Die Gewaltaktionen landen über Handy-Videos im Netz. Szenen wie in Haarlem, wo ein Pressefotograf mit einem Ziegelstein geschlagen wird, sorgen für Angst und Schrecken. In Brabant und Den Bosch versuchten Demonstranten in Spitäler einzudringen. Ambulanzen musste auf andere Kliniken umgeleitet werden. In Amsterdam fürchteten die Ordnungshüter um das Leben ihrer Bürgermeisterin und riegelten laut Lokalsenders AT5 deren Residenz ab.

John Jorritsma steht noch immer unter Schock. «Ich habe Angst, dass wir auf dem Weg in einen Bürgerkrieg sind», sagt der Bürgermeister von Eindhoven. Das Entsetzen geht durch alle Parteien. Hafid Bouteibi erkenne seine Stadt nicht mehr, sagt der Sozialdemokrat in holländischen Medien. Der linksliberale Robin Verleisdonk stellt fest: «Es sieht aus wie im Krieg.» Verständnis hat niemand mehr. Rotterdams Bürgermeister Ahmed Aboutaleb bezeichnet die Demonstranten als schamlose Diebe. Der frisch demissionierte niederländische Premier Mark Rutte (53) nennt die Unruhen eine kriminelle Gewalt, die nicht geduldet werden dürften.

Auch Deutschland ist alarmiert

Nachbar Belgien ist in grosser Sorge. In sozialen Medien würden mehrere Aufrufe zu Demonstrationen am Samstag in den grenznahen Städten Maasmechelen, Sint-Niklaas und Turnhout geteilt, berichtete die belgische Tageszeitung «De Standaard» am Dienstag (BLICK berichtete).

Auch Deutschland beobachtet die Lage in den Niederlanden sehr genau. Das Bundesamt für Verfassungsschutz warnt vor erhöhter Gewaltbereitschaft bei der «Querdenker»-Bewegung. Neue Corona-Proteste könnten sich gegen Impfzentren und Impfstoff-Hersteller richten.

In Italien und Spanien zogen bereits im Oktober Rechtsextremisten, Hooligans im Schulterschluss mit verärgerten Wirten und Ladenbesitzern durch Innenstädte von Rom, Neapel und Florenz. Anfang November schlossen sich zum Teil militante Corona-Gegner in London dem jährlichen «Million Mask March» an. Und in Frankreich hatte es während des ersten Lockdowns bereits Proteste gegen Ausgangssperren und Polizeiwillkür gegeben.


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