Die Fälle seien dem Dikasterium für die Glaubenslehre (früher Glaubenskongregation) übertragen worden, erklärte der Generalsekretär der italienischen Bischofskonferenz (CEI), Giuseppe Baturi, am Donnerstag in Rom. Es handele sich dabei um Anzeigen von Opfern oder Akten über mutmassliche Täter mit mehreren Opfern, weshalb 613 nicht die Zahl der missbrauchten Menschen widerspiegele, wie Baturi erklärte. Mit inbegriffen seien auch Fälle, die bereits archiviert worden seien.
Die Aussagen Baturis fielen im Zuge einer Pressekonferenz, bei der die CEI einen Bericht über den Schutz von Minderjährigen in der Kirche vorstellte. Aus dieser Untersuchung, die sich auf die Jahre 2020 und 2021 bezieht, geht hervor, dass sich in diesen Jahren 89 mutmassliche Opfer meldeten, die etwa sexuelle Belästigung, Geschlechtsverkehr oder unangemessenes Verhalten im Rahmen der Kirche anzeigten.
Der überwiegende Teil der Opfer sei zum Zeitpunkt der Tat zwischen 10 und 18 Jahre alt gewesen. Die Fälle seien aktuell oder lägen bereits in der Vergangenheit. Zudem seien 68 mutmassliche Täter gemeldet worden, wie es in dem Report weiter heisst. Etwas weniger als die Hälfte davon seien Kleriker (30), der Rest Laien (23) und Angehörige der Pfarrei (15). Für den Bericht befragte die CEI zusammen mit Experten ihre 226 Diözesen. 166 und damit rund 73 Prozent antworteten.
«Hierbei handelt es sich um eine sehr schwerwiegende Tat und eine Sünde», erklärte der CEI-Verantwortliche für den nationalen Dienst zum Schutz Minderjähriger, Lorenzo Ghizzoni. Dieser Bericht sei der erste, aber die CEI wolle ihn nun jedes Jahr veröffentlichen. Die Vereinigung von Missbrauchsopfern in der italienischen Kirche Rete l'Abuso kritisierte, der Bericht grenze wegen des kurzen Zeitraums von zwei Jahren «ans Lächerliche». Zudem würden Entschädigungen nicht erwähnt und die Kirche unterstütze die Opfer zu wenig. Nur etwa 14 Prozent der Diözesen biete psychologische Betreuung an.
(SDA)