Immer mehr Briten bereuen den Entscheid – doch es gibt noch eine Möglichkeit
Exit aus dem Brexit?

Die Stimmen mehren sich: Viele Briten möchten den Brexit-Entscheid rückgängig machen. Der ehemalige Premierminister Tony Blair macht den Brexit-Gegnern jetzt Hoffnung.
Publiziert: 04.12.2017 um 22:41 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 05:29 Uhr
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Trafen sich am Montag in Brüssel: Grossbritanniens Premierministerin Theresa May und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker.
Foto: EPA
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Trafen sich am Montag in Brüssel: Grossbritanniens Premierministerin Theresa May und EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker.
Foto: EPA
Guido Felder

Je näher er kommt, desto grösser wird die Angst vor dem Brexit. In Grossbritannien mehren sich bei Umfragen die Stimmen, die den Abstimmungsentscheid vom 23. Juni 2016 am liebsten rückgängig machen würden. Auch Tony Blair (64), Premierminister von 1997 bis 2007, bezieht Stellung für den Exit vom Brexit. Er macht den Austrittsgegnern Hoffnung: «Es ist umkehrbar. Es ist nicht passiert, bevor es passiert ist», sagte er in einem Interview mit BBC.

Der Labour-Politiker Blair wirft den Brexit-Befürwortern die Verbreitung von Falschinformationen vor. Viele ihrer positiven Berechnungen hätten sich als falsch herausgestellt. Wenn sich die Fakten änderten, sollten die Briten auch die Möglichkeit haben, ihre Meinung zu ändern.

Eine Chance für die Labour

Tatsächlich gäbe es einen Weg, den Brexit noch einmal zur Abstimmung zu bringen. Falls die Abgeordneten dem Freihandelsvertrag, den die konservative Premierministerin Theresa May (61) zurzeit mit der EU verhandelt, nicht zustimmen werden, käme es wohl schon wieder zu Neuwahlen.

Da könnte die Labour-Partei die Gunst der Stunde nutzen. Da viele ihrer jungen Wähler pro-europäisch eingestellt sind, könnte die Partei eine neue Abstimmung über den Brexit in Aussicht stellen. Heute erscheint es nicht mehr als unmöglich, dass bei Neuwahlen Labour gewinnt und deren Chef und Oppositionsführer Jeremy Corbyn (68) als Premierminister in die Downing Street 10 einzieht. Durch die internen Grabenkämpfe und die chaotischen Verhandlungen mit der EU haben die Konservativen nämlich ihren Vorsprung zur Labour deutlich eingebüsst. 

Brexit-Befürworter sind entrüstet

Die EU würde es akzeptieren, wenn Grossbritannien seinen Entscheid umstossen und EU-Mitglied bleiben würde. EU-Ratspräsident Donald Tusk (60) sagte vor kurzem, dass London dafür verantwortlich sei, wie die Sache ausgehe. Es gebe drei Möglichkeiten: einen Austritt mit einem «guten Deal», einen ungeregelten Austritt «ohne Deal» – aber auch Verhandlungen, die ohne Brexit endeten. Auch eine Verlängerung der zweijährigen Verhandlungsfrist ist ein Thema. 

Während der Druck der Brexit-Gegner steigt, nimmt die Entrüstung bei den Befürwortern zu. Der konservative Abgeordnete Jacob Rees-Mogg (48) warnte: «Die grösste demokratische Abstimmung in der Geschichte eines Landes kann nicht einfach gekippt werden, nur weil die Regierung das Gefühl hat, dass sie das Ergebnis nicht mehr will.»

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