Es war eine Märchenhochzeit, als Sarah Pengiran Salleh (28) im Jahr 2004 den Kronprinzen Al-Muhtadee Billah (41) von Brunei heiratete. Nun erlebt die Tochter einer Freiburger Katholikin, wie ihr Schwiegervater die Christen im Ministaat immer mehr diskriminiert. Jetzt verbietet Sultan Hassanal Bolkiah (69) sogar, dass Weihnachten öffentlich gefeiert wird.
Brunei ist etwa so gross wie der Kanton Bern und zählt 420'000 Einwohner. Das Land auf Borneo ist ein streng islamischer Staat, in dem gerade die Scharia eingeführt wird. Für kleine Delikte gibts Stockhiebe, Dieben droht die Amputation von Händen und Füssen. Wer Ehebruch begeht, über Gott lästert oder gleichgeschlechtlichen Sex hat, wird mit dem Tod bestraft.
Christen machen etwa zehn Prozent der Bevölkerung aus. Zum ersten Mal sind in diesem Jahr sämtliche Zeichen von Weihnachten in der Öffentlichkeit gesetzlich verboten. Dekorationen sowie Samichläuse werden nicht mehr geduldet. Christen dürfen das Fest der Liebe zwar noch begehen, aber nur in geschlossenem Rahmen – und nach rechtzeitiger Anmeldung. Muslime müssen sich fernhalten. Selbst Weihnachtsgrüsse per Post sind verboten. Bei Verstössen drohen bis zu fünf Jahre Gefängnis.
Der Sultan ist Staatsoberhaupt und oberster Religionsführer in Personalunion. Er hält in einem Statement zum neuen Gesetz fest: «Muslime sollten davon absehen, an Feierlichkeiten anderer Religionsgemeinschaften teilzunehmen. Diese haben keinerlei Verbindung zum Islam und könnten den Glauben ungewollt beschädigen.»
Aber das Staatsoberhaupt pflegt eine Doppelmoral: Er ist Besitzer einer Hotelkette, zu welcher Luxushäuser wie das Beverly Hills Hotel in Los Angeles und das Dorchester in London gehören. Die Häuser sind vom Weihnachtsverbot ausgenommen. Hauptsache, der Rubel rollt.
Kronprinzessin Sarah Salleh ist die Tochter der Freiburgerin Suzanne Rahaman Aeby. Diese lernte 1978 in einem Sprachkurs in England einen Mann aus Brunei kennen und heiratete ihn. Vor der Hochzeit musste sie zum Islam übertreten. Seit 37 Jahren wohnt das Paar mit seinen zwei Söhnen und der Tochter im Ölstaat.