50 Prozent der Getesteten sind positiv!
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Alarm im Kosovo:50 Prozent der Getesteten sind positiv!

Im Kosovo steigen die Zahlen rapide an
50 Prozent der Getesteten sind positiv!

Ausgerechnet zur Ferienzeit steigen nun auch die Corona-Zahlen im Kosovo steil an. Für die Schweiz ist die Situation ein Problem.
Publiziert: 10.07.2020 um 14:21 Uhr
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Aktualisiert: 10.07.2020 um 20:57 Uhr
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Ministerpräsident Hoti verspricht, die Testkapazitäten zu erhöhen.
Foto: keystone-sda.ch
Fabienne Kinzelmann

Der Kosovo blieb lange verschont. Als die Länder ringsum die die Schotten dichtmachten, hatte die Pandemie das kleine Balkanland (1,9 Millionen Einwohner) noch gar nicht erreicht. Die angesichts des schwachen Gesundheitssystems erwarteten Schreckensmeldungen blieben aus.

Ab dem 18. Mai lockerte die Regierung in Pristina langsam. Wie auch in anderen europäischen Ländern herrschte Aufbruchsstimmung.

Knapp zwei Monate später sieht die Situation komplett anders aus. Seit Mitte Juni steigen die Corona-Zahlen dramatisch. Mehr als 200 Neuinfektionen waren es in den vergangenen Tagen pro Tag, insgesamt 94 Tote sind bereits bestätigt – und es dürften schnell mehr werden. Die Zahl der aktiven Fälle beträgt Stand Donnerstag 2118. Zum Vergleich: In der rund fünfmal so grossen Schweiz sind es nur halb so viele.

Besonders besorgniserregend: In den letzten drei Tagen lag die Anzahl der positiven Tests jeweils bei über 50 Prozent der Getesteten. Zum Vergleich: In der Schweiz ist es aktuell nur etwa 1 Prozent.

Hoti will mehr testen – doch das reicht nicht

Das bedeutet vor allem eins: der Kosovo testet zu wenig. Nur rund 200 bis 400 Corona-Tests werden pro Tag überhaupt durchgeführt – in der Schweiz sind es bis zu rund 15'000. Grosszügiges Testen – etwa auch routinemässig für Gesundheitspersonal – gilt als eines der wichtigsten Instrumente bei der Eindämmung der Corona-Pandemie.

Die Regierung hat das Problem bereits erkannt. Neu-Ministerpräsident Avdullah Hoti (44), der erst seit 3. Juni Regierungschef ist, will die Testkapazitäten auf 500 Corona-Tests pro Tag erhöhen. Die Dunkelziffer bei der Anzahl der Neuinfektionen dürfte im Kosovo aber selbst dann noch hoch sein, also die Zahl jener Infizierter, die nicht wissen, dass sie infiziert sind – und möglicherweise auch keine Symptome haben.

Kosovos Regierung hat angesichts der steigenden Fallzahlen bereits neue Corona-Massnahmen ergriffen. Vergangenes Wochenende sprach Ministerpräsident Avdullah Hoti von einer «neuen Situation». In den grossen Städten gelten seit dieser Woche wieder Ausgangssperren.

30 Prozent der Kosovaren glauben nicht an Corona

«Wir tun unser Bestes, um die Situation in den Griff zu bekommen», sagte Hoti laut einem Bericht von Radio Free Europe. Er würde ohne zu Zögern wieder den Notstand ausrufen, wenn Gesundheitsexperten dies befürworteten.

Die kosovarische Regierung kämpft aber nicht nur gegen das Virus – sondern auch gegen die eigene Bevölkerung. «Schätzungen zufolge glauben 30 Prozent der Bürger des Kosovo nicht, dass Covid-19 real ist», sagte Hoti. Sein Gesundheitsminister Armend Zemaj (45) warnte auf Facebook vor «hysterischen Reaktionen».

«Wir haben derzeit das Potenzial, uns dem Virus zu stellen. Wir müssen uns entsprechend den Empfehlungen kompetenter medizinischer Fachleute verhalten», sagte Zemaj. «Diejenigen, die versuchen, diese Situation auszunutzen, indem sie Nebel erzeugen, um unsere Arbeit zu sabotieren, liegen falsch und gefährden nur absichtlich die Gesundheit der Bürger.»

Für Schweiz könnte Corona-Krise im Kosovo zum Problem werden

Für die Schweiz ist die Entwicklung im Kosovo ausgerechnet zur Ferienzeit ein Problem. Nach Serbien entwickelt sich der Kosovo zum nächsten Corona-Hotspot – mit dramatischen Folgen, wenn Reisende infiziert in die Schweiz zurückkehren und die Quarantäne-Vorschriften nicht einhalten. Ein Viertel der aktuellen Corona-Neuinfektionen in der Schweiz gilt als «eingeschleppt».

Zwar steht der Kosovo auf der Liste der Risikoländer des Bundesrates, doch viele Reisewillige wollen offenbar die vorgeschriebenen Quarantäne-Regeln nach ihrer Rückkehr nicht einhalten. Zehn Tage Selbstisolation sind nach einer Kosovo-Reise vorgeschrieben – wer dagegen verstösst, kann mit bis zu 10'000 Franken gebüsst werden. Kontrollen gibt es an den Grenzübergängen nicht – weder auf dem Landweg, noch am Flughafen. «Einreisende an den Flughäfen und Bus-Reisende werden via Durchsagen und mit Flyern über die Einreisebedingungen informiert», sagt eine BAG-Sprecherin zu BLICK. Weitergehende Informationsmassnahmen an den Landgrenzen – neben Plakaten und Flyern – würden geprüft.

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