Nur mit viel Glück haben Jimmy (54) und Betty Anderson (55) aus Clovis im US-Bundesstaat New Mexico am vergangenen Wochenende einen Schneesturm überlebt.
Gegen 20 Uhr am Samstag macht sich das Ehepaar auf, um 115 Ausgaben einer lokalen Zeitung an die Abonnenten in der Gegend zu verteilen. «Es hat zwar ein wenig geschneit», sagte Betty Anderson später gegenüber NBC News. Sie hätten aber nicht gedacht, dass es vor dem nächsten Morgen wirklich schlimm werden würde.
Ein fataler Irrtum.
Bereits um 20.30 Uhr ist das Schneetreiben so stark, dass die Andersons kaum mehr aus ihrem Auto sehen. Sie beschliessen umzukehren. Doch dann kommt ihr Ford Fusion ins Rutschen und bleibt in einem Strassengraben stecken.
Noch ist das Paar nicht beunruhigt. Jimmy Anderson wählt die Notrufnummer. Am Telefon wird ihm beschieden, dass Rettungskräfte unterwegs seien und sie bald befreit würden.
Doch die Hilfe kommt nicht.
Ein geländegängiges Militärfahrzeug der örtlichen Behörden, das losgeschickt wird, erleidet einen Getriebeschaden. Und mehrere Feuerwehrleute, die sich ebenfalls auf die Suche nach den Andersons machen, verirren sich beinahe, weil sie im dichten Schneegestöber nichts sehen können.
Kein Benzin mehr – Heizung steigt aus
Nach ein paar Stunden hat das Auto des Paares kein Benzin mehr, die Heizung steigt aus. Die Aussentemperatur sinkt auf minus sieben Grad – und Betty und Jimmy Anderson haben nicht viel mehr als eine dünne Decke, um sich warm zu halten. Langsam macht sich Panik breit.
Kurz nach Mitternacht schaltet sich Bill Kshir in die Such-Aktion ein. Der Mitarbeiter des örtlichen Bauamts macht sich – im Schlepptau eines Bulldozers und eines Schneeräumfahrzeugs – in seinem Geländewagen auf den Weg zu den Andersons. Mehrmals bleibt die Wagen-Kolonne im Schnee stecken.
Auto ist unter mehreren Metern Schnee begraben
Doch dann schafft es Kshir, die Andersons zu lokalisieren. Zumindest ungefähr. Ihr Auto ist mittlerweile meterhoch mit Schnee bedeckt. Und Kshir hat ein Problem.
«Wir hatten keine Schaufeln – nur den Bulldozer», erzählt er NBC News. Doch die Riesen-Maschine einzusetzen, liegt nicht drin. Viel zu gross wäre die Gefahr, den Ford Fusion zu zerdrücken.
Weitere Stunden vergehen. Dann, am frühen Sonntagnachmittag, erblickt Kshir in dem Schneehaufen plötzlich eine blaue Verfärbung – es ist die Windschutzscheibe von Betty und Jimmy Andersons Auto.
Zusammen mit weiteren Helfern gelingt es Kshir, die Frontscheibe freizulegen und ein ein Loch hineinzuschlagen – und das zitternde Paar endlich aus seinem Auto zu holen.
Da ist es mittlerweile 16 Uhr am Sonntag. Rund 20 Stunden waren die Andersons gefangen.
Nach der Befreiung wird das Paar in ein Spital gebracht. Zwei Tage später können sie nach Hause. Jimmy Anderson sagt, er wolle wieder Zeitungen austragen, sobald er im Besitz eines neuen Fahrzeugs ist. Der Ford Fusion steckt nämlich immer noch fest – begraben unter einer fast vier Meter dicken Schneeschicht. (bau)