Raúl Castro (86) tritt im April als Kubas Staatschef ab. Der 86-Jährige ist seit 2008 Präsident des Staats- und Ministerrats. Er ist der jüngere Bruder des einstigen kubanischen Regierungschefs und Revolutionärs Fidel Castro (†90).
Gesundheitlich angeschlagen gab Castro bereits 2006 die Amtsgeschäfte an seinen jüngeren Bruder Raúl ab. Die kubanische Nationalversammlung hat am Donnerstag gemäss Berichten der Staatsmedien beschlossen am 19. April den Staatsrat zu wählen. Dieser wird dann wiederum den Nachfolger für Raúl Castro bestimmen.
Castro will an Spitze der Kommunistischen Partei bleiben
Noch-Staatschef Castro hatte bereits 2013 angekündigt im Jahr 2018 zurücktreten zu wollen und somit seinen Verzicht auf ein weiteres Mandat verkündet. Er will aber an der Spitze der Kommunistischen Partei bleiben. Ursprünglich war der Rücktritt schon für Februar geplant. Doch aufgrund der katastrophalen Auswirkungen des Hurrikans Irma, der im September Kuba getroffen hatte, wurde einer Verlängerung der Legislatur zugestimmt.
Raúl Castro war nach dem Sieg der Revolution 1959 jahrzehntelang die Nummer zwei auf der Insel, bevor er seinen Bruder an der Spitze ablöste. Er leitete Ende 2014 gemeinsam mit US-Präsident Barack Obama eine Normalisierung der Beziehungen zwischen Washington und Havanna ein. 2015 nahmen die jahrzehntelang verfeindeten Länder wieder diplomatische Beziehungen auf, 2016 reiste Obama nach Kuba.
Raúl Castro veranlasste auch vorsichtige Wirtschaftsreformen, zum Beispiel mit der Verteilung von Lizenzen, um private Restaurants und Pensionen zu betreiben. Die USA starteten wieder Direktflüge nach Kuba, zudem nahm der Kreuzfahrttourismus stark zu.
Tourismus ist Kubas wichtigste Einnahmequelle
Unter Obamas Nachfolger Donald Trump verschlechterten sich die Beziehungen aber wieder, zudem gab es einen diplomatischen Eklat um angebliche Akustikattacken auf die US-Botschaft. Trump verfügte neue Auflagen, die US-Unternehmen Geschäfte in Kuba erschweren. Eine politische Öffnung des kommunistischen Ein-Parteien-Systems blieb bisher aus.
Die Insel gilt aber weltweit als ein Vorbild etwa im Medizinbereich, zudem gibt es eine weit geringere Kriminalität als in anderen Ländern der Region. Viele junge Menschen hätten gerne eine stärkere Öffnung im Bereich Internet, die wenigen Hot Spots in Havanna werden gerade abends von Hunderten Jugendlichen belagert.
Neben den Überweisungen von im Ausland lebenden Kubanern ist der Tourismus die wichtigste Einnahmequelle. In diesem Jahr wird die Zahl auf 4,7 Millionen geschätzt, im kommenden Jahr soll die Fünf-Millionen-Grenze fallen. (rad/SDA)