Die Heldentat eines Migranten in Paris wirft hohe Wellen: Weltweit berichten die Medien über die mutige Kletteraktion von Mamoudou Gassama (22), der ein vierjähriges Kind vor dem Sturz aus dem vierten Stock gerettet hat.
So gross das Lob und der Respekt gegenüber «Spiderman» sind, so gross ist die Kritik nun an Emmanuel Macron (40). Der Staatspräsident hat dem jungen Mann ohne Aufenthaltsbewilligung aus Dankbarkeit die französische Staatsbürgerschaft sowie eine Stelle bei der Feuerwehr versprochen.
Andere werden ausgeschafft
Die Kritik kommt vor allem von linker Seite und von Asylorganisationen. Die Partei Génération.s bezeichnet Macrons Geste als «Gipfel der Heuchelei». Auf Twitter schreibt die sozialistische Splitterpartei: «Während der heldenhafte Mamoudou Gassama von Emmanuel Macron im Elysée mit grossem Pomp empfangen wird, werden seine Kollegen ohne Namen weiterhin belästigt, aussortiert und ausgeschafft.»
Die grüne Senatorin Esther Benbassa twittert: «Dunkle und unmoralische Komödie einer Regierung ohne Prinzipien.» Menschenrechtler Paul Chiron schreibt: «Vielen Dank, Emmanuel Macron, für Ihre Wohltätigkeit, aber könnten Sie sich auch vorstellen, Ihr Asylgesetz zu widerrufen?»
Nur die Leistung zählt
In einem Artikel verurteilt David Belliard, Präsident der Groupe écologiste, die «republikanische Leistungsgesellschaft». Man müsse also mit blossen Händen eine Fassade hochklettern und ein Kind retten, um den französischen Pass zu erlangen. «Die französische Leistungsgesellschaft verlangt von den Migranten, dass sie aussergewöhnlich sind.»
Für den rechtsextremen Front National ist die Heldentat ein guter Grund für eine Einbürgerung. Vizepräsident Nicolas Bay schränkt allerdings ein: «Dafür müssen alle anderen Illegalen ausgewiesen werden.»
Willkommen bei der Feuerwehr!
Mamoudou Gassama verliess 2013 seine Heimat Mali aus wirtschaftlichen Gründen. Ein Jahr später kam er als Bootsflüchtling in Italien an. In Paris lebte er bisher bei seinem älteren Bruder Birama (54). Der sagt: «Wir sind stolz auf ihn. Er ist ein gütiger Mensch.»
Bereits heute Dienstag hatte «Spiderman» einen Termin bei den Einwanderungsbehörden. Der französische Pass wurde ihm nicht ausgehändigt, allerdings wurde ihm erklärt, was er tun muss, um eine Aufenthaltsbewilligung für zehn Jahre zu erhalten. Auch die Feuerwehr hat sich per Twitter mit einem Willkommensgruss gemeldet: «Herr Mamoudou Gassama teilt die Werte der Feuerwehr-Brigade. Wir sind bereit, ihn aufzunehmen!» (gf)