Vor zwei Jahren war Dijana Hrkalovic (34) noch serbische Staatssekretärin. Seit einigen Wochen sitzt sie im Knast. Und dort muss sie auch noch mindestens einen Monat bleiben, berichtet die «Berner Zeitung». Eigentlich hätte sie diesen Montag freikommen sollen – doch ein Gericht in Belgrad verlängerte nun die Untersuchungshaft.
Bis vor zwei Jahren strahlt der Stern der 34-Jährigen heller als fast alle anderen am serbischen Politik-Himmel. Zuerst Geheimagentin, wird sie mit 27 Jahren stellvertretende Kabinettschefin des damaligen Innenministers Nebojsa Stefanovic (44). Drei Jahre später folgt der Aufstieg zur Staatssekretärin. Von Kriminellen wird sie gefürchtet, von ihren Anhängern geliebt – sie räumt im organisierten Verbrechen auf. Bis Hrkalovic 2019 von ihrem Posten abberufen wird. Sie selbst sagt dazu, der Grund sei ihre angeschlagene Gesundheit gewesen. In den Medien ist allerdings zu lesen, sie soll hinter einer Abhöraktion gegen Staatschef Aleksandar Vucic (51) gesteckt haben.
Serbische Medien nennen sie «Mafia-Göttin»
In jedem Fall ist klar: Nach ihrer Abberufung taucht sie einige Wochen in Israel unter. Sie nennt sich kurzzeitig in «Nika Rina» um, eine Mischung aus der griechischen Siegesgöttin Nike und dem berüchtigten sizilianischen Mafiaboss Toto Riina (1930–2017). Seither haben ihr die serbischen Medien den Spitznamen «Mafia-Göttin» verpasst.
Wieder zurück in Serbien wechselt sie ihre Wohnung. Und nicht nur das: Sie veränderte auch ihr Aussehen. Vorbei mit der unscheinbaren braven Staatsangestellten. Ab sofort kleidete sich schrill und veröffentlichte auf ihrem Instagram-Kanal Fotos in sexy Posen.
Leichen mit Zwiebeln und Senf verspeist
Festgenommen wird Hrkalovic diesen Herbst, weil sie Verbindungen zur Mafia haben soll. Besonders zu Unterweltboss Veljko Belivuk (38). Dieser ist berüchtigt dafür, seine Gegenspieler zu zerhacken und durch den Fleischwolf zu drehen. Staatschef Vucic selbst sagte im Fernsehen, aus den Leichen sei Cevapcici hergestellt worden. Ein Unterweltkönig im benachbarten Montenegro habe die Hackröllchen mit Zwiebeln und einer Portion Senf verspeist, heisst es in Medienberichten.
Der Vorwurf an Dijana Hrkalovic: Sie soll ihre Position als Staatssekretärin ausgenutzt und dem Mafioso bei Verbrechen unterstützend zur Seite gestanden haben – unter anderem, indem sie in einem Mordverfahren Beweise verschwinden liess. Dabei geht es um die Ermordung von Vlastimir Milosevic (†34). Der bekannte Karatekämpfer war am 30. Januar 2017 in Belgrad auf Tramschienen mit sechs Kugeln erschossen worden. Für dieses Verbrechen wurde Belivuk angeklagt, vor Gericht aber freigesprochen. Derzeit sitzt er allerdings bereits wieder im Knast.
Machtkampf in Serbien
Für ihre Dienste als Clan-Spionin soll die studierte Psychologin offenbar reichlich Geld erhalten haben. Die Ermittler fanden umgerechnet 53'000 Franken in ihrer Wohnung in Belgrad – gesichert in einem Safe. Ausserdem wollte sie sich eine Sauna und einen Springbrunnen auf ihre Terrasse bauen lassen. Zu den Vorwürfen sagt Hrkalovic bislang nichts. Sie erinnere sich nicht mehr, gab sie in einem Verhör als Antwort.
Ihr Anwalt sagt, all die Vorwürfe seien falsch. Ihre Verhaftung habe einen politischen Hintergrund. In Serbien tobt derzeit ein Machtkampf zwischen Präsident Vucic und Verteidigungsminister Nebojsa Stefanovic (44), berichtet die «BZ». Dieser war einst ein loyaler Gefolgsmann des Präsidenten, derzeit wird ihm aber in den Medien vorgeworfen, gemeinsam mit Hrkalovic den Sturz von Vucic geplant und belastendes Material gesammelt zu haben. Serbische Medien veröffentlichten Bilder, die einen Sohn Vucics’ mit Mitgliedern des Mafia-Clans von Veljko Belivuk zeigen. Und der Mafia-Pate sagte bei einer Einvernahme durch die Polizei, der Präsident habe ihn um verschiedene Dienste angefragt.
Jemand lügt
Vucic beteuert seine Unschuld und sagt, nie Kontakt mit Belivuk gehabt zu haben. Würde das Gegenteil bewiesen, würde er sofort zurücktreten und ins Gefängnis gehen.
Beobachter glauben, dass die Verhaftung von Dijana Hrkalovic eine Warnung an Stefanovic sein soll, den Präsidenten in Ruhe zu lassen.
Wird sie verurteilt, drohen ihr laut serbischen Medien bis zu acht Jahre Haft. (vof)