BLICK-Leser berichtet aus Albanien
Es ist 3.45 Uhr am Dienstagmorgen. In Albanien wackelt die Erde nicht nur – sie bebt. Gebäude stürzen ein. Ganze Strassenzüge werden verwüstet. Menschen schreien, rennen um ihr Leben. Es herrscht Ausnahmezustand. Schnell wird deutlich: Die Westküste des Balkanstaates ist von einem heftigen Erdbeben betroffen – 6,4 auf der Richterskala. Das wohl schwerste seit Jahrzehnten. Über 600 Menschen wurden verletzt, mindestens 27 starben – darunter zwei Kinder.
Das Epizentrum lag zehn Kilometer nördlich der Hafenstadt Durres und 30 Kilometer westlich von Albaniens Hauptstadt Tirana, in zehn Kilometern Tiefe im Adriatischen Meer. BLICK-Leser Arian T.* (20) erlebte bange Momente in seiner Heimat mit. Der Albaner aus Lenzburg AG war am Samstag zusammen mit seiner Cousine und ihrem Freund nach Durres gereist. Doch die Ferien wurden zum Albtraum. T. wird von einem Vorbeben aus dem Schlaf gerissen. «Das war aber nicht so stark, und wir waren uns auch unsicher, was es genau war», sagt er zu BLICK.
Überall standen Krankenwagen
Eine halbe Stunde später ein weiteres Beben. «Das war viel stärker, und wir hörten, wie eine Treppe zusammenkrachte.» Das Trio flüchtete mit dem Auto. Auf und neben der Strasse: pure Verwüstung. «Es war schlimm. Alle Leute waren draussen und haben geschrien. Überall standen Krankenwagen, und auch das Militär war da», sagt der Albaner. «Ich hatte sehr grosse Angst!»
Unmittelbar nach dem Erdbeben hatte die albanische Verteidigungsministerin Ogerta Manastirliu (40) Überlebende im Spital besucht. Doch viele Erdbebenopfer werden noch immer vermisst. Um sie zu finden, ist die Rettungshunde-Equipe der schweizerischen humanitären Freiwilligenorganisation Redog vor Ort.
Auch die Humanitäre Hilfe der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) hat ein Expertenteam des Schweizerischen Korps für Humanitäre Hilfe in das Katastrophengebiet entsendet. Die Deza reagierte damit direkt auf das offizielle Hilfsgesuch der albanischen Regierung.
Die Xhaka-Brüder und Ajeti beten für Albanien
Grosse Anteilnahme wegen der Katastrophe herrscht auch im Schweizer Fussball. Nati-Spieler Granit (27) und FC-Basel-Mittelfeldspieler Taulant Xhaka (28) trauern um die Erdbebenopfer.
Auf Instagram haben sie Bilder, die das verheerende Ausmass zeigen, geteilt. «Gott helfe der albanischen Bevölkerung», schreibt Granit Xhaka. Auch Albian Ajeti (22), Schweizer Nati-Spieler mit kosovarischen Wurzeln, drückt sein Mitgefühl aus: «Betet für Albanien.»
Bereits im September wurde der Balkanstaat von einer Serie schwächerer Erdbeben erschüttert. Damals wurden über 100 Menschen verletzt. Gestern erwischte es das Land noch schlimmer. Heftiger denn je. (rad)
* Name geändert