Chinesischen Ingenieuren scheint ein Meisterstück der Kriegstechnologie gelungen zu sein. Offenbar haben sie eine atomwaffenfähige Hyperschallrakete entwickelt, die eine Reichweite rund um den Erdball hat. Die neue Waffe fliegt mit 34'000 Stundenkilometern in einer niedrigen Erdumlaufbahn von knapp 50 Kilometern Höhe rund um den Globus, bevor sie vom Weltraum aus in Minutenschnelle überall auf der Erde einschlagen kann – und die US-Raketenabwehr nutzlos machen würde.
Laut eines Berichts der «Financial Times», der sich auf Geheimdienstkreise stützt, ist die Technologie bereits genügend ausgereift, um die US-Führung zu überraschen. Demnach habe das chinesische Militär im August eine Rakete des Typs Langer Marsch mit einem «Hyperschall-Gleitvehikel» in niedrige Umlaufbahn gebracht. Das Geschoss umkreiste die Erde, bevor es in Richtung seines Ziels sank, das um knapp 40 Kilometer verfehlt worden sei.
USA besorgt
Auch die Amerikaner, Russen und Nordkoreaner forschen an Hyperschallwaffen, mit Ausnahme der Russen sind ihre Technologien aber bei weitem noch nicht so fortgeschritten wie jene der Chinesen. China habe «erstaunliche Fortschritte bei der Entwicklung seiner Hyperschallwaffen gemacht», wird eine mit dem Test vertraute Person zitiert. «Wir haben keine Ahnung, wie sie das gemacht haben.»
John Kirby (58), Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, wollte sich nicht zu Details des Berichts äussern. Er erklärte jedoch: «Wir haben unsere Besorgnis über die militärischen Fähigkeiten Chinas deutlich gemacht. Das ist ein Grund, warum wir China als unsere grösste Herausforderung betrachten.»
Chinesen beschwichtigen
Die Hyperschallraketen Pekings erreichen Geschwindigkeiten von bis zu 34'000 Stundenkilometern. Das entspricht knapp der 30-fachen Schallgeschwindigkeit bei einer Reichweite von etwa 40'000 Kilometern. Die Geschosse können vom Weltraum aus innerhalb von Minuten irgendwo auf der Welt einschlagen.
Dieses neue Waffensystem könnte auch die US-amerikanischen Raketenabwehrsysteme überwinden. Diese sind in Alaska stationiert und darauf ausgerichtet, Geschosse zu treffen, die den Nordpol überfliegen. Mit ihren neuen Superraketen wären die Chinesen in der Lage, die USA vom Süden her anzugreifen.
Die chinesische Botschaft in Washington erklärte auf Anfrage, China verfolgte immer eine «defensive» Militärpolitik und seine militärische Entwicklung zielte auf kein Land ab. «Wir haben keine globale Strategie und keine Pläne für Militäroperationen wie die USA», so Botschaftssprecher Liu Pengyu. «Und wir haben überhaupt kein Interesse an einem Wettrüsten mit anderen Ländern.»
«Routinetest»
Auf Journalistenfragen nach dem Bericht der «Financial Times» sagte der Sprecher des Aussenministeriums, Zhao Lijian, am Montag in Peking: «Es war ein Raumschiff, keine Rakete.» Er sprach von einem «Routinetest».
Es sei darum gegangen, Technologie erneut zu benutzen. Das sei in der Raumfahrt wichtig, um Kosten zu reduzieren. «Viele andere Länder und Unternehmen nehmen ähnliche Tests vor.» Überreste des Raumschiffes seien ins Ostchinesische Meer gefallen. Weitere Details nannte der Sprecher nicht. (kes)
