Wo AfD-Anpeitscherin Alice Weidel (40) auftritt, sind Tumulte nicht weit (BLICK berichtete). Zu rabiat sind ihre Reden, zu radikal ist ihre Partei. Doch bisher war sie zumindest im Kreis ihrer Anhänger nicht mit kritischen Stimmen konfrontiert.
Aber bei einer AfD-Veranstaltung in Weingarten in Baden-Württemberg, Weidel spricht gerade über das «Demokratieverständnis» einiger Parteien, kippt die Stimmung. Weidel flippt aus. Zeigt mit dem Finger auf eine Person im Plenum: «Sie da vorne mit dem Pferdeschwanz, Sie da mit dem Vollbärtchen. Hauen Sie ab.»
Es war ein Hustenanfall
Sofort rennt das Sicherheitspersonal zu ihm, wirft ihn aus dem Saal. Er habe ihr eine «Kopf-Ab-Geste» gezeigt, sagt Weidel. Ihre Anhänger skandieren: «Hau ab, hau ab!» Weidel, die Stimmung für sich nutzend, tritt nach: «Geh heim. Mama und Papa bezahlen dir alles, auch dein Fuck-AfD-Shirt. Machen wir einfach weiter im Text.»
Doch das gelingt nur bedingt. Niemand ausser der 40-Jährigen scheint die Geste gesehen zu haben. Weidel blockt eine kritische Zuschauerfrage dazu ab: «Weil Sie tiefer stehen, das kann man nicht sehen.»
Bloss: Auch Weidel kann die Geste nicht gesehen haben – weil es sie nicht gegeben hat. Mehrere Augenzeugen, darunter die grüne Gruppe «Studis für Weingarten» berichteten, der Mann habe keineswegs gedroht. Er habe einfach einen Hustenanfall gehabt und sich an die Brust gegriffen. Zuvor habe er Weidel mehrmals applaudiert. Ein Gemeinderat aus Weingarten sagte der «ARD», er kenne den Mann und habe länger mit ihm gesprochen. Es handle sich bei ihm um einen AfD-Sympathisanten.
Eine Weidel-Sprecherin sagte auf Nachfrage des Senders, die AfD-Politikerin habe «die Handbewegung der entsprechenden Person eindeutig als ‹Kopf-ab-Geste› interpretiert». Sie nehme die Darstellung, es handle sich um eine Handbewegung aufgrund eines Hustenreizes, «jedoch zur Kenntnis». Einen Strafantrag stelle sie nicht.
Das Video, mit dem zuerst noch Werbung gemacht wurde, hat Weidel aus den Social-Media-Kanälen gelöscht. Viele ihre Anhänger nutzten die Gelegenheit, ihre Hass-Tiraden loszuwerden. Plötzlich wird auf «Pferdeschwänze» eingedroschen, die AfD-Sympathisanten hatten ein neues Hass-Objekt. Bloss, dass es dieses Mal einer der ihren war.