Millionen Menschen sind rechtzeitig vor Monsterhurrikan Irma geflüchtet. Trotzdem haben sich Tausende entschieden, vor Ort dem schlimmsten Sturm aller Zeiten zu trotzen. Seit sich Irma am frühen Sonntagmorgen durch den US-Bundesstaat Florida frisst, sind sie auf sich alleine gestellt. Polizei und Rettungskräfte sind nicht im Einsatz: zu gefährlich! Die Millionenmetropole Miami im Osten der Halbinsel wird zwar von einem Volltreffer verschont, versinkt aber trotzdem im Wasser. Regelrechte Flüsse bahnen sich durch die Strassenzüge. Aufgepeitscht von heftigen Stürmen, die auch Baukräne umblasen.
Hoteldirektor Furrer kämpft in Miami gegen die Fluten
Mittendrin sind auch Schweizer. Hoteldirektor Alex Furrer (40) versucht mit einem kleinen Team, gröbere Schäden an seinem Fünfsternehaus zu verhindern: «Die Böen peitschen unaufhörlich gegen die Fassaden. Das ganze Gebäude zittert! Rausgehen ist momentan nicht möglich», schildert Furrer.
Besonders Kopfzerbrechen bereiten dem Hotelier und seinem Team die Überflutungen. «Das Wasser steigt. Wir rechnen mit mindestens einem halben Meter im Erdgeschoss und geben unser Bestes, um Schlimmeres zu verhindern», so Furrer. Immerhin: Eine unmittelbare Gefahr für Leib und Leben bestehe derzeit nicht – solange man sich drinnen aufhalte.
Geflüchteter Tourist denkt an die Einheimischen
Das liegt auch daran, dass Irma vor allem die Westküste des Sunshine-Staats heimsucht. Von Key West, wo der Hurrikan erstmals auf die USA traf, zieht das Auge des Sturms unaufhaltsam gegen Norden. Direkt in Richtung der Grossstadt Tampa. Etwas südlich davon liegt das Ferienhaus der Eltern von Pascal Zürcher (28). Mit dem letzten Flug konnte sich der Berner am Freitag in Sicherheit bringen.
Das Haus liess er verbarrikadiert zurück. «Es liegt direkt in der Schneise der Zerstörung. Aber das ist einem irgendwann einmal egal. Es geht hier um Menschenleben!» Auf seiner umständlichen Flucht übermannte ihn ein eigenartiges Gefühl: «Einerseits, weil wir mit grossen Schäden am Haus rechnen müssen, andererseits, weil meine Gedanken ganz klar bei den Menschen vor Ort sind.»
Auswandererfamilie hat Irma im Anflug
Zu ihnen gehört auch die Familie von Stephan und Anja Haefliger in Fort Lauderdale. Als BLICK sie erreicht, ziehen die ersten Ausläufer von Irma über ihr Heim. «Die ganze Woche war eine Achterbahnfahrt der Emotionen», sagt Stephan Haefliger.
Sie hätten genügend Vorräte, um auszuharren, Sorgen bereiten ihnen vor allem mögliche Überschwemmungen. «Natürlich sind wir beunruhigt. Wir haben Angst um unser Haus und dass wir alles verlieren!»