Alle Produkte, die seint einem Jahr unter das Embargo fallen und trotzdem ins Land kamen, sollen vernichtet werden. Obst und Gemüse soll untergepflügt werden, Fleisch und Käse will Putin verbrennen lassen, wegen biologischer Risiken, wie eine Sprecherin des zuständigen Aufsichtsamtes erklärte. Russland will dafür sogar riesige Verbrennungsöfen kaufen - für 90'000 Franken das Stück.
Das irre Gehabe das Präsidenten empört viele Russen. Auf der Kampagnenplattform change.org riefen allein am Mittwoch mehr als 200'000 Unterzeichner dazu auf, die Lebensmittel besser an Bedürftige zu verteilen.
«Warum sollten wir Nahrungsmittel zerstören, die an Kriegsveteranen, Rentner, Behinderte, Grossfamilien oder Opfer von Naturkatastrophen verteilt werden können?» So lautet die Frage auf change.org, die an Putin und seine Regierung geschickt wird. Die vom Zoll beschlagnahmten Lebensmittel sollten dazu verwendet werden, die unter den wegen des Einfuhrverbots gestiegenen Preisen leidende Bevölkerung zu entschädigen, lautet die Forderung.
Regierungssprecher Dmitri Peskow sah sich zu einer Reaktion genötigt. Er stellte vor Journalisten in Moskau den Wert der Petition in Frage - die Unterzeichner würden nicht «nachvollziehbar identifiziert».
Doch viele Kritiker der Aktion haben dies sehr wohl öffentlich getan. Unter ihnen ist der Vorsitzende der Kommunistischen Partei, Gennadi Sjuganow, der die Zerstörung von Lebensmitteln eine «extreme Massnahme» nannte.
18 Millionen leben unter Armutsgrenze
Er schlug vor, die Nahrungsmittel der Orthodoxen Kirche zu geben, sie an Kinder- und Waisenheime zu verteilen. Auch «unsere Freunde in Donezk und Lugansk» in den von Russland besetzten Regionen in der Ost-Ukraine könnten die Lebensmittel brauchen.
Der Fernsehmoderator Wladimir Solowjow, normalerweise ein Freund der Regierung, schrieb auf Twitter, er könne nicht verstehen, dass ein Land, «das durch den grausamen Hunger während des Krieges und die schrecklichen Jahre nach der Revolution ging», Lebensmittel zerstören könne.
Der Konsumentenanwalt Alischer Sachidow mahnte im Radiosender Kommersant FM, die Regierung solle auf die 18 Millionen Menschen schauen, die unterhalb der Armutsgrenze leben. «Diese Menschen brauchen das Fleisch.» (SDA)