Seit den 50er-Jahren des letzten Jahrhunderts sind in Frankreich rund 216’000 Kinder und Jugendliche Opfer von sexuellem Missbrauch geworden. Rechnet man Einrichtungen dazu, die von der katholischen Kirche betrieben wurden, geht man sogar von 330’000 Opfern aus. Das gab der Präsident der Unabhängigen Missbrauchskommission in der Kirche (CIASE), Jean-Marc-Sauvé, bekannt.
80 Prozent der Opfer seien im Alter von 10 bis 13 Jahren gewesen. 20 Prozent waren Mädchen in unterschiedlichen Altersgruppen. Bei knapp einem Drittel der Fälle habe es sich um Vergewaltigungen gehandelt.
«Die Zahlen sind erschütternd und können nicht folgenlos bleiben», sagte Sauvé. Die Opfer hätten Leiden, Isolation, Scham und Schuldgefühle erlitten. Viele von ihnen litten auch nach Jahren noch unter den Folgen.
Mädchen von Nonnen mit Kruzifixen missbraucht
Wie die britische «Daily Mail» nun berichtet, benutzten Nonnen Kruzifixe, um Mädchen zu vergewaltigen. Ein Opfer habe ausgesagt, dass sie mit 11 Jahren missbraucht worden sei. Obwohl das Mädchen mit ihren Eltern über die Vorfälle sprach, hätten sich diese geweigert, ihr zu glauben. Der Missbrauch habe ein weiteres Jahr angedauert! «Ich war ein Geschenk für diese Nonne, weil sie genau wusste, dass sie nichts riskierte», zitiert die britische Zeitung das Mädchen.
Zwei Drittel der Fälle werden in der Studie Geistlichen zur Last gelegt. 2900 bis 3200 Geistliche wurden seit 1950 als Täterinnen und Täter identifiziert. Nach Familie und Freundeskreis sei die katholische Kirche in Frankreich der Ort mit dem höchsten Missbrauchsrisiko, so die Studie.
Papst Franziskus schämt sich
«Dies ist die Stunde der Scham» – so hat Papst Franziskus in Rom auf den Bericht zum Kindesmissbrauch in Frankreich reagiert. Seine Gedanken seien in erster Linie bei den Opfern. Er spüre grosse Trauer wegen ihrer Verletzungen und Dankbarkeit für ihren Mut.
Der Gründer des Opferverbands «La Parole Libérée» mahnte die Kirche bei der Vorstellung des in Frankreich mit Spannung erwarteten Berichts: «Sie müssen für alle diese Verbrechen bezahlen.» Dabei wird es um Milliardensummen gehen. Die französische Bischofskonferenz kündigte Konsequenzen an. «Angesichts so vieler zerrütteter, oft zerstörter Leben schämen wir uns und sind entrüstet», sagte der Erzbischof Eric de Moulins-Beaufort. Man werde alle erforderlichen Schritte einleiten, damit sich ein solcher Skandal nicht wiederhole. An der Sitzung der Kirchengremien im November sollten Massnahmen getroffen werden. (oco)