Das kündigte Franziskus bei einer Audienz Mitarbeitern des Archivs am Montag an. Pius XII. war von 1939 bis zu seinem Tod im Jahr 1958 Papst. Er wurde nach dem Krieg kritisiert, nicht entschieden genug gegen die NS-Verbrechen die Stimme erhoben und über den Holocaust geschwiegen zu haben.
"Die Kirche hat keine Angst vor der Geschichte, im Gegenteil, sie liebt sie", sagte Franziskus nun. Ziel sei es, dass «seriöse und objektive» Forschung die «glänzenden Momente dieses Papstes ebenso wie die Momente grösster Schwierigkeiten» im rechten Licht und mit der angemessenen Kritik erscheinen lassen kann. Pius habe versucht, «in den Zeiten grösster Dunkelheit und Grausamkeit die kleine Flamme humanitärer Initiativen wach zu halten".
Anlass für die Ankündigung ist der 80. Jahrestag der Wahl des Italieners Eugenio Pacelli zum Papst am 2. März 1939. Seit langem streiten sich Historiker über dessen Rolle und die des Vatikans während der Nazi-Herrschaft.
Historischer Hintergrund
Zum Hintergrund: Die katholische Kirche war in den letzten Jahren der Weimarer Republik als Kritikerin des Nationalsozialismus aufgetreten. Adolf Hitler wollte daher mit einem Reichskonkordat ihre einflussreiche Stellung schwächen.
Der Vatikan erhoffte sich von dem 1933 vereinbarten Konkordat - damals war Pacelli Kardinalstaatssekretär und damit oberster Diplomat des Vatikans - einen gewissen Schutz der katholischen Kirche vor der Gleichschaltung. Doch schnell wurde klar, dass sich das NS-Regime nicht an die Zusicherungen hielt.
Das päpstliche Rundschreiben «Mit brennender Sorge» vom März 1937 - damals war noch Pius XI. im Amt - verurteilte die Vertragsbrüche und distanzierte sich von der nationalsozialistischen Ideologie. Die Juden wurden allerdings nicht konkret genannt.
Kritiker warfen anschliessend Pius XII. vor, nicht oder nicht genügend gegen die Räumung des jüdischen Ghettos in Rom und die Deportation der Bewohner nach Auschwitz im Herbst 1943 eingeschritten zu sein. Seine Verteidiger betonten allerdings, er habe tausenden Juden Kirchenasyl gewährt.
1963 wurde in Berlin erstmals das Stück «Der Stellvertreter» von Rolf Hochhuth aufgeführt, das weltweit Schlagzeilen machte. Es stellt Pius als kaltherzigen Diplomaten dar, der sich mitschuldig am Tod vieler Juden gemacht habe.
Gegen Pius' Seligsprechung, die Papst Johannes Paul II. für das Jahr 2000 geplant hatte, protestierten Israel und der Zentralrat der Juden.(SDA)