Nach dem mutmasslich antisemitisch motivierten Mord an einer 85-jährigen Jüdin in Paris hat die französische Justiz formelle Ermittlungsverfahren gegen zwei Verdächtige eingeleitet. Die beiden jungen Männer wurden nach Angaben aus Justizkreisen am Dienstag wegen vorsätzlicher Tötung in Untersuchungshaft genommen.
Die Ermittler gehen davon aus, dass die Frau wegen ihres jüdischen Glaubens Opfer der Gewalttat wurde. Die 85-Jährige Mireille Knoll war laut einer Mitteilung des jüdischen Dachverbands Crif am Freitag tot in ihrer verbrannten Wohnung in Paris aufgefunden worden.
Brutale Judenfeindlichkeit
Laut einem Bericht der Zeitung «Le Parisien» waren an der Leiche des Opfers Spuren von Messerstichen gefunden worden. Den Verdächtigen wird auch schwerer Raub und Sachbeschädigung vorgeworfen, wie es aus Justizkreisen hiess.
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron äusserte sich am Dienstag entsetzt über das «entsetzliche Verbrechen«. Im Kurzbotschaftendienst Twitter bekräftigte er seine «absolute Entschlossenheit», gegen Antisemitismus vorzugehen.
Knoll war nach Angaben ihres Sohnes 1942 nur knapp der Deportation entkommen. Sie war im Alter von zehn Jahren vor einer Grossrazzia gegen mehr als 13'000 Juden in Paris mit ihrer Mutter nach Portugal geflohen. Nach dem Zweiten Weltkrieg war sie in die französische Hauptstadt zurückgekehrt und hatte einen Holocaust-Überlebenden geheiratet. (SDA)