Hoffnung, «Jesus zu treffen»
Hunderte Opfer von kenianischer «Hungersekte» befürchtet

In afrikanischen Medien zirkulieren grausige Fotos. Die Behörden in Kenia heben derzeit zahlreiche Massengräber aus. Offenbar haben sich Hunderte von Anhänger einer Sekte zu Tode gefastet. Unter den Opfern sind auch Kinder.
Publiziert: 10.05.2023 um 05:07 Uhr
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Aktualisiert: 10.05.2023 um 11:05 Uhr
In Kenia werden derzeit zahlreiche Massengräber ausgehoben.
Foto: Keystone/AP/Uncredited

Rund vier Wochen nach ersten Hinweisen auf eine «Hungersekte» in der kenianischen Küstenregion Malindi sind bislang 112 Leichen geborgen und obduziert worden. Unter den Toten sind viele Kinder.

Innenminister Kithure Kindiki, der am Dienstag die Arbeit von Polizei, Ärzten und Rettungsdienst vor Ort besucht hatte, geht davon aus, dass noch deutlich mehr Gräber im Waldgebiet von Shakahola gefunden werden. Derzeit würden 20 Massengräber geöffnet, sagte er.

Die Behörden in Malindi hatten Mitte April einen Hinweis erhalten, dass Anhänger eines örtlichen Pastors sich in der Hoffnung, «Jesus zu treffen», in dem Waldgebiet zu Tode hungerten. Am Tag darauf fand die Polizei 15 hungernde Menschen in einer abgelegenen Siedlung in dem Wald, von denen 6 in einem kritischen Zustand waren. Vier von ihnen starben nach Polizeiangaben bei den Rettungsmassnahmen. Später durchkämmte die Polizei das Waldgebiet nach Massengräbern.

Nächtliche Ausgangssperre

Bisher seien 25 Verdächtige festgenommen worden, sagte Kindiki. Unter den Festgenommenen ist auch der mutmassliche Sektenführer, der Pastor einer Freikirche. Bisher konnten nach Kindikis Angaben 65 Angehörige der Sekte lebend gerettet werden, zwei von ihnen wurden am Dienstag geborgen.

Polizisten durchkämmen auch weiterhin das mehr als drei Quadratkilometer grosse Waldgebiet, das zur Sicherheitszone erklärt wurde. Für das Gebiet gilt zudem eine nächtliche Ausgangssperre. Die Untersuchungen und die Suche nach weiteren Gräbern würde wohl noch längere Zeit in Anspruch nehmen, sagte Kindiki. Mit der Absperrung des Geländes solle auch die Würde der Opfer und ihrer Angehörigen geschützt werden. (SDA)

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