Am Dienstag erschütterte eine Explosion im Hafen von Beirut die gesamte Stadt. Mittendrin: das Brautpaar Israa S.* (28) und Ahmad S.* (34). Sie feiern Hochzeit. In einer kleinen Strasse posiert Israa S. und lächelt in die Kamera.
Kurz darauf wird sie von einer Druckwelle erfasst, ihr Schleier weht weg, Braut, Bräutigam und Hochzeitsfotograf suchen Schutz, Menschen bluten, Scheiben bersten – Teile der Stadt sind zerstört.
«Das Wichtigste ist, dass wir überlebt haben»
Zur «Bild» sagt Bräutigam Ahmad S. (34): «Meine Frau wurde in meine Richtung geschleudert. Ich dachte zuerst: Da ist eine Atombombe explodiert. Mein erster Reflex war, meine Frau zu schützen. Als wir wieder rauskamen, war alles verwüstet.» Für die Hochzeit sind Ahmad S. und seine Frau Israa S. (28) extra aus den USA in ihre Heimat gefreist. «Wir haben die Hochzeitsfeier abgebrochen. Das Wichtigste ist, dass wir überlebt haben.»
Ahmad S. schreibt auf Facebook: «Mein Dank gebührt all denjenigen, die sich nach mir, meiner Frau und nach meiner Familie erkundigt und gefragt haben, ob wir wohlauf sind. Zweitens danket Gott trotz all dieser Widrigkeiten, mit welchen wir gerade konfrontiert werden – wir versuchen, einen Raum der Hoffnung und Freude zu schaffen.»
«Ich wurde beinahe ohnmächtig»
Zu CNN sagt der Fotograf Mahmoud Nakib: «Wir filmten draussen ein Video für die Hochzeit, als wir eine laute Explosion vernahmen. Dies war die erste Explosion. Wir dachten, dass sie weit weg und somit ungefährlich wäre. Jedoch dauerte es nicht lange, bis der ersten Explosion eine zweite folgte. Der Himmel wurde schwarz, und wir vernahmen den Knall der zweiten Explosion.» Während sich der Lärm wieder legte, fegte eine Druckwelle über die Stadt, die alles mit sich riss, was sich nicht halten konnte.
Nakib sagt weiter: «Der Ort, an dem ich mich aufhielt, verwandelte sich von einer Sekunde auf die andere von einem schönen Platz in eine Geisterstadt mit Staub, Scherben, Schreien und blutenden Menschen. Es war wie eine Szene aus einem Alptraum. Die Druckwelle drückte mich zu Boden, ich wurde beinahe ohnmächtig.»
Seine Kamera lief weiter und filmte die Flucht des Brautpaars. Nakib und der Rest der Hochzeitsgesellschaft suchten Schutz in einem nahen Gebäude. Niemand musste hospitalisiert werden. «Als erstes dachte ich an meine Frau und meine Tochter. Ich rief sie an, damit sie wissen, dass es mir gut geht.» (myi)
* Namen bekannt