Hobby-Glücksritter enttäuscht
Kein wertvoller Nazi-Schatz unter Dorf in den Niederlanden

Ein beschauliches Dorf in den Niederlanden hat sich in den vergangenen Monaten in Eldorado verwandelt. Goldgräber jagten einem Nazi-Schatz hinterher. Statt Schmuck und Edelsteinen fanden Archäologen jedoch nur eine Radfelge, einen alten Baum und eine Gewehrpatrone.
Publiziert: 02.05.2023 um 16:48 Uhr
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Das Nationalarchiv der Niederlande hatte Anfang Januar ein Dokument enthüllt, auf dem ein handgemaltes rotes Kreuz den Ort markiert, an dem deutsche Soldaten im Zweiten Weltkrieg einen Schatz im Wert von umgerechnet elf Millionen Euro vergraben haben sollen. Dieser war allerdings nie gefunden worden.
Foto: keystone-sda.ch

Enttäuschung im niederländischen Dorf Ommeren: Seit Dienstag steht fest, dass unter dem Ort kein millionenschwerer Schatz aus der Nazi-Zeit vergraben ist. Statt Schmuck und Edelsteinen fanden Archäologen bei einer letzten Ausgrabung nur eine Radfelge, einen alten Baum und eine Gewehrpatrone, wie die Behörden mitteilten. Damit endet auch der Ansturm von Hobby-Schatzsuchern, den das friedliche Dörfchen seit der Veröffentlichung einer Karte erlebt hatte.

Das Nationalarchiv der Niederlande hatte Anfang Januar ein Dokument enthüllt, auf dem ein handgemaltes rotes Kreuz den Ort markiert, an dem deutsche Soldaten im Zweiten Weltkrieg einen Schatz im Wert von umgerechnet elf Millionen Euro vergraben haben sollen. Dieser war allerdings nie gefunden worden. Nach vergeblichen Grabungen im Jahr 1947 und zahlreichen Suchen von Amateuren unternahmen niederländische Archäologen am Montag einen letzten Versuch – und fanden wieder nichts. «Wir gehen davon aus, dass der Schatz an einem anderen Ort in Ommeren vergraben und dass er bereits ausgegraben wurde», sagte Birgit van Aken-Quint, die Sprecherin der Gemeinde Buren, zu der das Dorf gehört.

Genervte Anwohner

Die Archäologen hätten die Genehmigung bekommen, an zwei Orten zu graben – auf dem Gelände eines Obsthandels und neben dem Parkplatz des örtlichen Museums, sagte van Aken-Quint. Aber auch diese letzte Grabung brachte keine Munitionskiste gefüllt mit Schmuck, wertvollen Edelsteinen, Goldstücken und Spieluhren zutage, an die sich ein deutscher Soldat in den Dokumenten des Archivs erinnert hatte. Wäre der Schatz, der aus der Plünderung einer Bank in Arnheim im Jahr 1944 stammen soll, tatsächlich gefunden worden, hätte er dem Staat übergeben werden müssen.

Die Gemeinde hofft nun, das Kapitel schliessen zu können. In den vergangenen Monaten hatten zahlreiche Schatzsucher mit Metalldetektoren den Ort gestürmt. Die Anwohner waren genervt, teilweise mussten die Behörden eingreifen. 15 Personen hätten eine Abmahnung erhalten, weil sie ohne Erlaubnis auf dem Gelände gegraben hatten, sagte die Gemeindesprecherin. Das Verbot «bleibt in Kraft», fügte sie hinzu – falls weitere Menschen nach dem Schatz suchen wollen. (AFP)

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