Es sei schon seltsam, dass sich Scholz als Nachfolger von Merkel (CDU) inszeniere, obwohl dies «natürlich so nicht stimmt», sagte Söder am Sonntag im ARD-Sommerinterview. «Das ist so ne Art Erbschleicherei», meinte er weiter. Dies sei nicht zu akzeptieren.
Scholz hatte sich vergangene Woche für das «SZ Magazin» mit zur Raute gefalteten Händen fotografieren lassen - das Markenzeichen von Bundeskanzlerin Angela Merkel. Am 26. September wird in Deutschland ein neues Parlament und damit eine neue Regierung gewählt. Merkel (CDU) tritt nicht mehr an.
Die SPD ist laut jüngsten Umfragen in der Wählergunst an der Union aus CDU und CSU vorbeigezogen. Scholz selbst kommt derzeit auf die besten Umfragewerte unter den drei Spitzenkandidaten, gefolgt von Annalena Baerbock (Grüne) und Armin Laschet (Union). Söder selbst hatte mit Laschet im Frühjahr um die gemeinsame Kanzlerkandidatur von CDU und CSU konkurriert. Trotz damals besserer Umfragewerte entschieden sich die Parteispitzen für Laschet. Einen Wechsel des Spitzenkandidaten von Laschet auf Söder so kurz vor der Wahl schlossen beide bisher aus - trotz der miesen Umfragewerte und entsprechender Forderungen einiger Unionsmitglieder.
Scholz sei ein erfahrener Finanzminister, das sei unstrittig, zugleich sei Scholz aber auch nur ein Teil des SPD-Teams, sagte Söder in dem Interview weiter. Wer Scholz wähle, der stimme auch für deutlich Linkere in der Partei wie Parteichefin Saskia Esken oder Parteivize Kevin Kühnert. Und deren Ziel sei es, die Gesellschaft in Deutschland umzubauen. Scholz habe ja auch jüngst in einem Interview erklärt, er könne sich durchaus ein Bündnis mit der Linken vorstellen.
Söder betonte, die Union müsse angesichts der schlechten Umfragen nun die verbleibende Zeit bis zur Wahl nutzen, um ihre inhaltlichen Positionen zu betonen und auch um die Unterschiede zu den anderen Parteien deutlich zu machen. Grosse Hoffnung setze er dabei auf die drei TV-Trielle der Spitzenkandidaten, von denen das erste am Sonntagabend stattfinden sollte. Laschet könne hier seine Inhalte in den Vordergrund rücken. So würden SPD und Grüne etwa auf Steuererhöhungen setzen, die Union wolle lieber mit Senkungen den Aufschwung nach der Corona-Krise stärken und so auch mehr Steuereinnahmen und Arbeitsplätze generieren.
(SDA)