Ist da gerade das Undenkbare geschehen? Live übertragen rund um den Globus? Der reichste Mann der Welt, Trump-Einflüsterer und Tech-Guru Elon Musk (53), streckte an der Präsidentenfeier den Arm zum Hitlergruss.
Oder war alles ganz anders? War es bloss die unbeholfene Geste eines autistischen Milliardärs, hat er dem Publikum – wie konservative Beobachter interpretieren – sein Herz «zugeworfen»?
Musks Radikalisierung
Zur Einordnung hilft ein Blick auf Musks politische Radikalisierung. Der Tech-Unternehmer spielt schon lange mit Neonazi-Symbolik – und verbreitet rechtsextreme Ideen.
Das jüngste Beispiel: Anfang Jahr forderte Musk Freiheit für den Neonazi Tommy Robinson. Der Gründer der English Defence League (EDL) sitzt in Grossbritannien in Haft, weil er gegen Geflüchtete hetzt.
In der Schweiz besonders in Erinnerung geblieben ist Musks Unterstützung für Martin Sellner, den Anführer der österreichischen Identitären. Als die Polizei den Rechtsextremisten im Aargau abführte, weil er an einem Anlass der militanten Gruppierung Junge Tat seine «Remigrations»-Thesen präsentieren wollte, fragte Musk auf X: «Ist das erlaubt?» Er meinte nicht Sellners Propaganda, sondern seine Festnahme.
Antisemitische Verschwörungstheorie
Die Liste von Musks Ausfällen ist lang. 2023 löste er mit einem Kommentar auf X Empörung aus. Ein anonymer User behauptete, dass «jüdische Gemeinschaften» Hass gegen Weisse schüren würden. Er spielte auf eine Verschwörungserzählung an, wonach Juden einen heimlichen Plan verfolgten, illegale Migranten in westliche Länder zu bringen, um die weisse Mehrheit zu schwächen. Musk kommentierte: «Du hast die Wahrheit ausgesprochen.»
Das Weisse Haus warf dem Tesla-Chef daraufhin vor, Antisemitismus zu verbreiten: «Wir verurteilen diese abscheuliche Förderung von antisemitischem und rassistischem Hass auf das Schärfste.» Nach dem Eklat besuchte Musk die Gedenkstätte Auschwitz und äusserte sich selbstkritisch. Zugleich verteidigte er X als Bastion der Redefreiheit.
Rechtsextreme Propaganda auf X
Seinen Kurznachrichtendienst hat Musk zur Radikalisierungsmaschine umgebaut. Werbekunden springen ab, weil ihre Anzeigen neben Neonazi-Propaganda und Hitlerbildern erscheinen, die nicht nur stehengelassen, sondern vom Algorithmus gepusht werden.
«Nur die AfD kann Deutschland retten», schrieb Musk auf X. Wenige Tage später diskutierte er live mit Parteichefin Alice Weidel. Sie behauptete: «Adolf Hitler war ein Kommunist» – der Tesla-Chef stimmte zu.
Musks Spiel mit Doppeldeutigkeiten
Nicht immer ist Musks Propaganda so offensichtlich wie im Fall von Tommy Robinson oder der AfD. Vor einigen Wochen änderte er sein Profilbild auf X zu Pepe der Frosch und nannte sich «Kekius Maximus». Kekius ist eine Kryptowährung, die eigentlich harmlose Comicfigur wird von Rechtsextremisten aber schon lange auch als Meme benutzt.
Musk weiss das. Die Taktik nennt sich «Dog Whistle» (Hundepfeife). Man nutzt eine Kommunikation mit doppelter Bedeutung, die von der breiten Masse anders verstanden wird als von einer kleinen Gruppe, an die sie sich richtet.
«Mein Herz fliegt euch zu»
Ob Musk an der Trump-Party gestern ebenfalls mit Doppeldeutigkeiten spielte? Erst der Hitlergruss, dann der Satz: «Mein Herz fliegt euch zu.» Bei allem, was wir über Musks politische Rhetorik wissen, müssen wir davon ausgehen, dass er den Arm ganz bewusst genau so in die Höhe streckte. Auf X schrieb er heute: Der «Jeder-ist-Hitler-Angriff» seiner Gegner sei «sooo langweilig».
In rechtsextremen Foren wird Musk für seine Geste frenetisch gefeiert. Die Neonazis haben verstanden.