Oft gezürnt für seine aussenpolitischen Missgeschicke und mangelndes diplomatisches Feingespür, scheint US-Präsident Donald Trump (73) mit seinem Afghanistan-Friedensabkommen ein erster aussenpolitischer Erfolg gelungen. Hält das am 29. Februar in Katar besiegelte Abkommen, dürfte es auch im Wahlkampf um die US-Präsidentschaft eine Rolle spielen. Die meisten Amerikaner verlangen seit Jahren den Abzug vom Hindukusch, um endlich einen Schlussstrich um das 18 Jahre dauernde Kriegsdebakel zu setzen, das Amerika soweit rund 2,4 Milliarden Dollar und zahllose Menschenleben gekostet hat.
Tage, nachdem die Trump-Regierung das Abkommen zu Friedensverhandlungen mit den Taliban unterzeichnete, hat der Präsident jetzt in einem historischen Aufruf mit dem Führer und Mitbegründer der Taliban persönlich gesprochen. Am Telefon.
Ein durchaus historischer Anruf: Es handelte sich dabei um das erste bekannte Gespräch zwischen einem amerikanischen Präsidenten und einem Anführer der militanten Gruppe, die den für die Anschläge vom 11. September verantwortlichen Al-Kaida-Drahtziehern Unterschlupf gewährte.
Will Trump mit Anruf das Abkommen retten?
Trump sprach laut «ABC News» mit Abdul Ghani Baradar (52), der als Chefunterhändler der Gruppe fungiert und früher als Stellvertreter von Mullah Mohammed Omar (†53) galt. Seit Omars Tod 2013 wird Baradar als der De-facto-Führer der Taliban angesehen.
Der Anruf mit Trump soll laut einem Taliban-Sprecher 35 Minuten gedauert haben. «Sie sind ein hartes Volk und haben ein grosses Land, und ich verstehe, dass Sie für Ihr Heimatland kämpfen», soll Trump gesagt haben. «Wir sind seit 19 Jahren dort, und das ist eine sehr lange Zeit, und der Rückzug ausländischer Truppen aus Afghanistan liegt jetzt im Interesse aller.
Im Anschluss bestätigte Trump den Anruf mit knappen Worten gegenüber Reportern. Seine «Beziehung» zu Baradar sei «sehr gut», so Trump. «Wir hatten heute ein gutes, langes Gespräch. Auch sie möchten auch die Gewalt beenden.»
Denn der Ausbruch von neuer Gewalt im Land und Streit über die Freilassung von Taliban-Gefangenen drohen das eben unterzeichnete Abkommen zu kippen. Ohne Waffenruhe und eingehaltenen Vereinbarungen kann Trump auch die Aufnahme von Friedensverhandlungen und den geplanten Abzug von US-Truppen nicht durchbringen. (kes)