Ministerpräsident Mark Rutte sprach in einer Regierungserklärung am Montag in Den Haag von historischen Verbrechen.
«Wir können Sklaverei in den allerdeutlichsten Worten anerkennen als Verbrechen gegen die Menschlichkeit», sagte er. Der Regierungschef erinnerte an das «unermessliche Leid»: «Jahrhundertelang wurde unter niederländischer Staatsautorität die Menschenwürde mit Füssen getreten auf die abscheulichste Weise.»
Die Regierung erkennt auch an, dass die Folgen bis heute spürbar seien. Sie will sich gemeinsam mit Nachkommen für Aufarbeitung und Linderung des Leidens einsetzen. «Wir entschuldigen uns posthum bei allen Versklavten, die weltweit unter dem Handeln gelitten haben, bei ihren Töchtern und Söhnen und all ihren Nachkommen bis heute», sagte Rutte.
Der Ministerpräsident sprach vor Vertretern von Nachfahren von versklavten Menschen. Zugleich überbrachten sieben Minister beziehungsweise Staatssekretäre in den früheren Kolonien Suriname sowie auf sechs Karibik-Inseln die Botschaft der Regierung persönlich.
Im Vorfeld der Ansprache hatte es grossen Unmut bei Nachfahren sowie in den ehemaligen Kolonien gegeben. Verbände fühlten sich übergangen und wollten, dass König Willem-Alexander am 1. Juli 2023, die Entschuldigung aussprechen sollte. An dem Tag vor 150 Jahren endete offiziell die Sklaverei in den Kolonien.
Die Niederlande waren einst eine der grössten Kolonialmächte der Welt. Sie versklavten schätzungsweise gut 600 000 Menschen. «Jahrhundertelang haben der niederländische Staat und seine Vertreter Sklaverei ermöglicht, stimuliert, instand gehalten und davon profitiert», sagte Rutte.
Als eines der letzten Länder Europas schaffte das Königreich die Sklaverei offiziell zum 1. Juli 1863 ab. Doch mussten die Menschen noch zehn Jahre lang auf den Plantagen weiterarbeiten.
Die historische Geste ist eine Reaktion auf den Bericht einer Kommission. Diese hatte im Juli 2021 empfohlen, dass die Regierung sich offiziell entschuldigen sollte und Folgen wie etwa Rassismus bekämpfen müsste.
(SDA)