An der Schule von Tiakané in Burkina Faso herrscht grosse Trauer. Ihre Schweizer Wohltäter Georgie Lamon († 81) und Jean-Noël Rey († 66) wurden am Freitag beim Terrorangriff in der Hauptstadt Ouagadougou erschossen.
Hätten sie nur die Einladung von Salamatou Boro angenommen: Die Leiterin des Hilfswerks Badeya hatte den beiden angeboten, bei ihr zu übernachten. Die Walliser waren am Freitag nach Tiakané bei der Ortschaft Pô gereist, um die von ihnen finanzierte Kantine der Schule einzuweihen. Gegenüber dem Newsportal «lefaso.net» erzählt Boro: «Sie waren sehr zufrieden, als sie sahen, wie ich ihr Spendengeld investiert hatte.»
Nach der Einweihungsfeier schlug ihnen die Leiterin des lokalen Hilfswerks vor, bei ihr in Pô zu bleiben. Doch die beiden winkten ab. Salamatou Boro: «Sie sagten mir, das Schweizer Konsulat habe ihnen empfohlen, nach Ouagadougou zurückzukehren. Aus Sicherheitsgründen!» Das EDA bezeichnet diese Aussage jedoch als falsch.
Als Boro vom Terroranschlag hört, ahnt sie Böses. Immer wieder versucht sie, ihre Schweizer Freunde anzurufen. Sie erreicht aber nur deren Chauffeur. Er erzählt ihr, dass er die beiden zum Hotel gefahren habe, weil sie müde waren.
Um 19 Uhr brachte er sie zum Essen ins Café Cappuccino. Als er sie um 20.30 Uhr abholen wollte, war das Quartier abgeriegelt. Die Terroristen hatten eben ihren Angriff auf das Café sowie das Hotel Splendid gestartet. 29 Menschen starben.
Salamatou Boro und Georgie Lamon lernten sich 2011 kennen. Ihr Schwager ist mit Lamons Tochter Emmanuelle verheiratet. Boro: «Als Georgie 2011 bei uns wohnte, begann er, sich für meine Arbeit zu interessieren. Darauf gründete er in der Schweiz die Partner-Hilfsorganisation Yelen. Yelen bedeutet Licht.»
Lamon hatte die Afrikanerin auch in die Schweiz eingeladen. Boro: «Ich durfte an einer Veranstaltung über Kinderrechte teilnehmen.»
In der Schweiz habe ihr Georgie Lamon versprochen, ihr «bis zu seinem Tod» zu helfen. Boro: «Er hat mich auch gebeten, die Blumen auf seinem Grab zu giessen, wenn er gestorben sei. Ich sagte ihm: ‹Georgie, es ist zu früh zum Sterben.›»
Nach dem Tod der beiden Helfer ist für Salamatou Boro eine Welt zusammengebrochen: «Am liebsten wäre ich an ihrer Seite gestorben. Denn meinetwegen kamen sie überhaupt nach Burkina Faso.»