Hilfssheriff nervt Autofahrer
18-Jähriger zeigt als Hobby Tausende Parksünder an

Er trägt ein spezielles Outfit, nennt sich «Anzeigenhauptmeister» und jagt Falschparkierer: Niclas Matthei (18) macht sich mit seinem Hobby keine Freunde.
Publiziert: 01.03.2024 um 02:05 Uhr
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Aktualisiert: 01.03.2024 um 11:54 Uhr
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Niclas Matthei fotografiert Parksünder und verzeigt sie dann über eine App beim Ordnungsamt.
Foto: Screenshot Spiegel TV

In Leuchtuniform und mit dem Handy bewaffnet macht der 18-jährige Niclas Matthei in Sachsen-Anhalt Jagd auf Parksünder. «Spiegel TV» hat dem Mann eine Reportage gewidmet und zeigt, wie der «Anzeigenhauptmeister», wie er sich nennt, vorgeht.

Die stärkste Waffe des Hilfssheriffs: Er kennt die Strassenverkehrsordnung in- und auswendig. Ein Blick von ihm genügt, um einen Verstoss festzustellen und gleich auch noch die Höhe des Bussgelds zu wissen. Das Behördendeutsch beherrscht er fliessend: «Das Fahrzeug parkt in der Fussgängerzone, behindert somit andere Verkehrsteilnehmer.»

Über 4000 Anzeigen geschrieben

Sieht er einen Parksünder, schiesst er ein Foto des Autos und lädt es über eine Falschpark-App hoch. Er ist sich auch nicht zu schade, die Leute zu belehren. Einem Mann, der zu Erklärungen ausholt, sagt er trocken: «Da hätten Sie auch auf dem Kirchplatz parken können.»

Über 4000 Anzeigen hat er letztes Jahr gemäss eigenen Angaben geschrieben. Stolz sagt er in die Kamera: «Die bundesweite Gesamtsumme an Buss- und Verwarngeldeinnahmen durch meine Anzeigen beträgt entsprechend dem Bussgeldkatalog 140'995 Euro.»

Er sei ein Denunziant, sagt ihm der «Spiegel-TV»-Journalist. Matthei antwortet: «Ein Denunziant ist halt einer, der alle anscheisst. Aus der Perspektive kann man das schon so sehen. Also, wäre jetzt jedenfalls nicht verkehrt.»

Er stellt sich als «Anzeigenhauptmeister Matthei» vor

Seelenruhig lässt er auch Beschimpfungen oder wütende Kommentare von Autofahrern über sich ergehen, von denen einige gar nicht oder erst nach einiger Zeit zu merken scheinen, dass sie von einer Privatperson verpfiffen wurden. Mehrmals wird die Polizei gerufen, bei denen sich der junge Mann ganz selbstbewusst als «Anzeigenhauptmeister Matthei» vorstellt.

Seine Motivation des zeitintensiven Hobbys wird trotz Nachfrage nicht ganz klar. Er sagt: «Um die Strassenverkehrsordnung durchzusetzen, weil die Leute denken, sie können parken wie sie wollen. Aber dann kommen halt Leute wie ich.» Und was er tue, komme schliesslich der Allgemeinheit zugute. Matthei sagt: «Ist halt gegen das Gesetz. Mit den 15 Euro können Sie vielleicht im Rathaus zwei neue Glühbirnen kaufen.»

Dass der Mann einen Nerv trifft, zeigt der Erfolg der Reportage: Auf Youtube wurde sie unterdessen schon über 1,2 Millionen Mal angeschaut. (neo)

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