Die Blockade des Kosovo-Parlaments durch Tränengas hat zu einer chaotischen Nachtsitzung der Volksvertretung geführt. Abgeordnete der Opposition hatten gestern zum dritten Mal innerhalb eines Monats im Sitzungssaal Tränengas geworfen.
Nach Zusammenstössen von Oppositionsanhängern und der Polizei ausserhalb des Parlaments konnten die Abgeordneten der Regierung erst am frühen Morgen in Pristina nur eine Notsitzung im Restaurant des Gebäudes organisieren.
Starke Polizeikräfte sicherten die Szene. Die Opposition sprach von einer illegalen Sitzung. «Das Parlament existiert nicht mehr», sagte einer ihrer Führer, der frühere Regierungschef Ramush Haradinaj.
Die Opposition will das Parlament so lange lahmlegen, bis die Regierung ein von der EU vermitteltes Abkommen zurückzieht. Damit werden der serbischen Minderheit im Norden des Landes Autonomierechte eingeräumt. Die Opposition spricht von einer verfassungswidrigen Teilung des Landes.
Das zu mehr als 90 Prozent von ethnischen Albanern bewohnte Kosovo war nach dem Kosovo-Krieg 1998/1999 unter internationale Verwaltung gestellt worden. 2008 erklärte sich die frühere serbische Provinz einseitig für unabhängig. Serbien hingegen betrachtet das Gebiet weiterhin als seine südliche Provinz. Der von der EU vermittelte Dialog soll die Beziehungen zwischen beiden Ländern normalisieren. (eg/SDA)