Heute wählt der Kosovo
Gelingt der Machtwechsel?

Der Kosovo wählt heute eine neue Regierung. Viele Schweiz-Albaner möchten darüber mitbestimmen, 
weil ihnen die Zukunft ihrer Heimat am Herzen liegt.
Publiziert: 05.10.2019 um 23:21 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2019 um 10:29 Uhr
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Ginge es nach den Kosovaren in der Schweiz, wäre er der Sieger der heutigen Parlamentswahlen im Kosovo: Albin Kurti (42).
Foto: REUTERS
Dafina Eshrefi

Samstag, 5 Uhr früh, am Flughafen Zürich. Viele Reisende wollen nach Pristina einchecken. Auch Avni A. (54) wird die Ferien im Kosovo verbringen. Er würde zwar nicht allein wegen der Wahlen in den Kosovo reisen, seine dreiköpfige Familie hatte bereits vor Bekanntwerden des Wahl­termins gebucht: «Aber natürlich werden wir wählen gehen.»

20 Jahre nach dem Ende des Kosovokrieges wählt der jüngste Staat Europas jetzt ein neues Parlament. Beginnt damit eine neue politische Ära in der einstigen Provinz Jugo­slawiens? Wenn es nach der Mehrheit der Schweizer Diaspora geht, dann auf jeden Fall. Die hiesigen Kosovo-Albaner hegen grosse Sympathien für die oppositio­nelle Linkspartei Vetëvendosje («Selbstbestimmung»), an deren Spitze Albin Kurti (44) steht. Mit Vjosa Osmani (37) könnte zudem erstmals eine Frau an die Spitze des Kosovo gewählt werden.

Höhere Wahlbeteiligung der Schweiz-Kosovaren

Nachdem Premierminister Ramush Haradinaj im Juli überraschend zurückgetreten war, wurden für den heutigen Sonntag Neuwahlen angesetzt. Der Grund für Haradinajs Amtsverzicht war eine Vorladung des Kosovo-Sondertribunals in Den Haag. Der Menschenrechts-Gerichtshof befasst sich mit möglichen Verbrechen der Befreiungsarmee UCK, deren Unterkommandant Haradinaj während des Kosovokrieges war.

Wählen dürfen alle Kosovaren, auch jene in der Diaspora. Für die in der Schweiz lebenden 200'000 Kosovaren bedeutet dies entweder eine langwierige Registrationsprozedur zur Berechtigung für die Briefwahl oder die Reise in ihr Heimatland, um den Wahlzettel persönlich einzuwerfen.
Da die Wahl mit dem Beginn der Herbstferien in manchen Kantonen zusammenfällt, dürfte die Wahlbeteiligung der Schweiz-Kosovaren diesmal höher liegen als in der Vergangenheit.

Volle Flugzeuge nach Pristina

Allein aus Zürich flogen gestern fünf Passagierjets nach Pristina. Edelweiss bestätigt, eigens grössere Flugzeuge zur Verfügung gestellt zu haben. Gegenüber SonntagsBlick erklärt die Airline, man habe aus «operationellen Gründen» den Airbus A330 eingesetzt. Dies sei auch in der Vergangenheit während der Ferienzeit so geschehen. Bei Easyjet sind für dieses Wochenende alle Flüge von Basel nach Pristina ausgebucht.

Auf die Frage, welche Partei er wählen werde, sagt Avni A.: «Natürlich die PDK. Das sind die Stärksten.» Auf die Frage, ob ihn die Korruptionsvorwürfe gegenüber der seit Jahren regierenden Mitte-rechts-Formation nicht stören, antwortet A. bestimmt: «Keine Partei kann es besser machen.»

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